Lot Nr. 151


Giovanni Stanchi, Pendants (2)


Giovanni Stanchi, Pendants (2) - Alte Meister

(Rom 1608 - dokumentiert bis 1673)
Blumenvase vor einer Flusslandschaft; und
Blumenvase vor einer Felslandschaft mit Flusslauf und Wasserfall,
Öl auf Leinwand, je 89,5 x 121 cm, gerahmt, Pendants (2)

Wir danken Gianluca Bocchi, der die Zuschreibung auf Grundlage hochaufgelöster Digitalfotografien bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Giovanni Stanchi war im Rom des 17. Jahrhunderts ein sogenannter „Genremaler“, was als grundlegende Komponente auch das Stillleben umfasste. Er war einer der begabtesten römischen Künstler und spielte eine aktive Rolle bei der stilistischen Neuorientierung vom Postcaravaggismus zur barocken Stilllebenmalerei.

Giovanni Stanchi stand einer Werkstatt vor, in der auch seine talentierten Brüder Niccolò und Angelo tätig waren. Aus auf uns gekommenen Inventarverzeichnissen des 16. und 17. Jahrhunderts wissen wir, dass Giovanni, Niccolò und Angelo Stanchi für römische Adelsfamilien wie die Chigi, Pamphilj, Colonna, Borghese, Pallavicini und Rospigliosi arbeiteten. Stanchi verbrachte seine prägenden Jahre an der Seite Mario Nuzzis (1606-1673), den er während der Ausstattung der berühmten Spiegelgalerie, der Galleria Grande, im Palazzo Colonna in Rom kennengelernt hatte, mit dem Studium floraler Bildkompositionen. Während Nuzzi sich an der Werkstatt seines Onkels Tommaso Salini orientierte, bezog Stanchi seine Anregungen von den flämischen Meistern, dessen Werken er im frühen 17. Jahrhundert in Rom begegnet war. Dazu zählten insbesondere jene von Daniel Seghers (1590-1661). Stanchis früheste Werke stehen unter dem Eindruck des nördlichen Vorbilds der Blumengirlanden, die Seghers ab 1625 nach Rom gebracht und damit Fertigkeiten vorgeführt hatte, die er aus der Antwerpener Brueghel-Schule mitbekommen hatte.

Mit der Zeit wurden Stanchis Kompositionen abwechslungsreicher, und er stellte seinen botanischen Darstellungen immer häufiger Früchtearrangements gegenüber. Das gilt vor allem für jene Werke, die er zusammen mit seinen Brüdern ausführte - und bei denen es oft schwer fällt, die unterschiedlichen Hände innerhalb einer Komposition voneinander zu scheiden. Die vorliegenden beiden Gemälde zeichnen sich jedoch durch eine stilistische Homogenität und Qualität aus, welche die alleinige Zuschreibung an Giovanni Stanchi rechtfertigen. Die Details der Narzissen, die geknitterten Blütenblätter der Nelken, die rot-gelb geflammten Tulpen, die blau-weißen Schlieren der Iris, die Vielfalt der Anemonen, die verspielten Wirbel der blauen und weißen Winden und die Fülle der alten Rosensorten verraten in Verbindung mit der genauen Beschreibung der Blattstrukturen einen Spezialisten der Botanik von höchstem Niveau.

Die Bildkulisse in der freien Natur und der seitliche Blick über einen Landschaftshintergrund erlauben eine Datierung dieser beiden Werke um die Mitte des 17. Jahrhunderts. In diesem Zeitraum reagierte Stanchis Werkstatt auf den barocken Kanon, auf dem seine römischen Auftraggeber bestanden. Es kamen erprobte und erfolgreiche Kompositionslösungen mit zwei bis drei Fluchtpunkten zum Einsatz, von denen einer, in der Vertikalen positioniert, häufig von einer Blumenvase gebildet wird.

23.10.2018 - 18:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Giovanni Stanchi, Pendants (2)


(Rom 1608 - dokumentiert bis 1673)
Blumenvase vor einer Flusslandschaft; und
Blumenvase vor einer Felslandschaft mit Flusslauf und Wasserfall,
Öl auf Leinwand, je 89,5 x 121 cm, gerahmt, Pendants (2)

Wir danken Gianluca Bocchi, der die Zuschreibung auf Grundlage hochaufgelöster Digitalfotografien bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Giovanni Stanchi war im Rom des 17. Jahrhunderts ein sogenannter „Genremaler“, was als grundlegende Komponente auch das Stillleben umfasste. Er war einer der begabtesten römischen Künstler und spielte eine aktive Rolle bei der stilistischen Neuorientierung vom Postcaravaggismus zur barocken Stilllebenmalerei.

Giovanni Stanchi stand einer Werkstatt vor, in der auch seine talentierten Brüder Niccolò und Angelo tätig waren. Aus auf uns gekommenen Inventarverzeichnissen des 16. und 17. Jahrhunderts wissen wir, dass Giovanni, Niccolò und Angelo Stanchi für römische Adelsfamilien wie die Chigi, Pamphilj, Colonna, Borghese, Pallavicini und Rospigliosi arbeiteten. Stanchi verbrachte seine prägenden Jahre an der Seite Mario Nuzzis (1606-1673), den er während der Ausstattung der berühmten Spiegelgalerie, der Galleria Grande, im Palazzo Colonna in Rom kennengelernt hatte, mit dem Studium floraler Bildkompositionen. Während Nuzzi sich an der Werkstatt seines Onkels Tommaso Salini orientierte, bezog Stanchi seine Anregungen von den flämischen Meistern, dessen Werken er im frühen 17. Jahrhundert in Rom begegnet war. Dazu zählten insbesondere jene von Daniel Seghers (1590-1661). Stanchis früheste Werke stehen unter dem Eindruck des nördlichen Vorbilds der Blumengirlanden, die Seghers ab 1625 nach Rom gebracht und damit Fertigkeiten vorgeführt hatte, die er aus der Antwerpener Brueghel-Schule mitbekommen hatte.

Mit der Zeit wurden Stanchis Kompositionen abwechslungsreicher, und er stellte seinen botanischen Darstellungen immer häufiger Früchtearrangements gegenüber. Das gilt vor allem für jene Werke, die er zusammen mit seinen Brüdern ausführte - und bei denen es oft schwer fällt, die unterschiedlichen Hände innerhalb einer Komposition voneinander zu scheiden. Die vorliegenden beiden Gemälde zeichnen sich jedoch durch eine stilistische Homogenität und Qualität aus, welche die alleinige Zuschreibung an Giovanni Stanchi rechtfertigen. Die Details der Narzissen, die geknitterten Blütenblätter der Nelken, die rot-gelb geflammten Tulpen, die blau-weißen Schlieren der Iris, die Vielfalt der Anemonen, die verspielten Wirbel der blauen und weißen Winden und die Fülle der alten Rosensorten verraten in Verbindung mit der genauen Beschreibung der Blattstrukturen einen Spezialisten der Botanik von höchstem Niveau.

Die Bildkulisse in der freien Natur und der seitliche Blick über einen Landschaftshintergrund erlauben eine Datierung dieser beiden Werke um die Mitte des 17. Jahrhunderts. In diesem Zeitraum reagierte Stanchis Werkstatt auf den barocken Kanon, auf dem seine römischen Auftraggeber bestanden. Es kamen erprobte und erfolgreiche Kompositionslösungen mit zwei bis drei Fluchtpunkten zum Einsatz, von denen einer, in der Vertikalen positioniert, häufig von einer Blumenvase gebildet wird.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.10.2018 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.10. - 23.10.2018