Lot Nr. 93 -


Ubaldo Gandolfi


Ubaldo Gandolfi - Alte Meister

(San Matteo della Decima 1728-1781 Ravenna)
Die Madonna mit Kind erscheint den Heiligen Georg und Franziskus,
Öl auf Leinwand, 56,5 x 37,5 cm, gerahmt

Wir danken Donatella Biagi Maino, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original bestätigt hat, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des Bildes.

Dieses Werk ist eine wichtige Hinzufügung zum Œuvre Ubaldo Gandolfis und steht mit dem Bild für den Hochaltar der Kirche des Ordens der Franziskaner-Minoriten von Castelbolognese, das mit „U:G: F/1775“ monogrammiert und datiert ist, in Zusammenhang. Dank der Protektion des Generalministers des Ordens, Doroteo Caminada da Bologna, der für das Altarbild 53 Scudi bezahlte, arbeitete der Künstler verschiedentlich für den franziskanischen Orden (siehe D. Biagi Maino, Ubaldo Gandolfi, Turin 1990, S. 80, 266; D. Biagi Maino, in: Gaetano e Ubaldo Gandolfi. Opere scelte, Ausstellungskatalog, hrsg. von D. Biagi Maino, Turin 2002, Nr. 20, S. 90).

Die vorzügliche Studie, die Ubaldo Gandolfi zur Präsentation seiner Arbeit vor seinem Förderer verwendet haben muss, sollte in dasselbe Jahr wie das Altarbild oder ein wenig früher datiert werden. Das vorliegende Gemälde wurde gemeinsam mit einer weiteren, einige Jahre später entstandenen Vorarbeit für das Altarbild von Cingoli bis heute gemeinsam aufbewahrt (siehe Lot 92). Offensichtlich wurden beide Studien von demselben Sammler erworben, der die bemerkenswerte Frische der vorbereitenden Studien Gandolfis schätzte, die auch seinen Einfallsreichtum und sein Talent für ausgeklügelte Kompositionen belegen, wie sie in zahlreichen gezeichneten Skizzen auf Papier zum Ausdruck kommen. Ubaldo Gandolfi war ein beeindruckender Zeichner, einer der subtilsten in ganz Italien, und seine Skizzen zeigen eine große Unmittelbarkeit des Strichs und Lebendigkeit der Farbe. Abgesehen von einigen wenigen geringfügigen Verlusten des Mediums präsentiert sich das vorliegende Werk in einem selten guten Erhaltungszustand. Dadurch vermittelt es uns die Frische von Gandolfis Umgang mit Farbe und die Art seiner zarten, die Formen der Komposition andeutenden und die Glanzlichter betonenden Striche. Ein naher Austausch von Gesten verbindet die Protagonisten des Bildes: den Kriegerheiligen, das ihm einen Palmwedel darbietende Jesuskind und den heiligen Franziskus, der eine Kapuzinerkutte trägt und dem sich die Madonna mitleidsvoll zuwendet. Die Haltung der beiden Heiligenfiguren leitet sich von Vorbildern Guido Renis ab, den Gandolfi besonders bewunderte und der in den ersten Jahrzehnten des Seicento zu den führenden Künstlern gehörte, die für denselben Orden tätig waren.

Mit dem heiligen Georg greift Ubaldo Gandolfi sowohl die Palette als auch die Darstellung der Kleidung auf, denen man in Guido Renis Heiligem Prokulus auf seinem für die Kirche San Lazzaro dei Mendicanti geschaffenen Altarbild begegnet (Bologna, Pinacoteca; siehe Pinacoteca Nazionale di Bologna. Catalogo Generale. 3. Guido Reni e il Seicento, Venedig 2008), während der hl. Franziskus auf Renis Darstellung desselben Heiligen auf dem 1613 entstandenen gefeierten Leinwandgemälde für die Kapuzinerkirche von Faenza basiert (das Gemälde wurde während des Zweiten Weltkriegs teilweise zerstört; siehe D. Biagi Maino, Guido Reni e i frati minori cappuccini: storia di una committenza, in: Prospettiva 47, 1986, S. 65). Beide Figuren Gandolfis sind im Vergleich zu ihren bewunderten Vorbildern seitenverkehrt und zeigen einen höheren Grad an emphatischem Pathos, das für die Kultur der Epoche charakteristischer war und in Gandolfi einen seiner feinsinnigsten Interpreten fand. Das vollendete Altarbild weicht von der Studie nur in wenigen Punkten ab. In der Studie ist Marias Gesicht etwa eher von einem Schleier bedeckt als nicht. Der Grund für diese Änderung liegt wahrscheinlich in Regulativen der Marienverehrung, doch die geheimnisvolle Wirkung des ihr Gesicht in der Studie umspielenden Schattens verleiht der Gegenwart der Mutter Gottes zusätzlich eine faszinierende Intensität.

23.10.2018 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 30.454,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Ubaldo Gandolfi


(San Matteo della Decima 1728-1781 Ravenna)
Die Madonna mit Kind erscheint den Heiligen Georg und Franziskus,
Öl auf Leinwand, 56,5 x 37,5 cm, gerahmt

Wir danken Donatella Biagi Maino, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original bestätigt hat, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des Bildes.

Dieses Werk ist eine wichtige Hinzufügung zum Œuvre Ubaldo Gandolfis und steht mit dem Bild für den Hochaltar der Kirche des Ordens der Franziskaner-Minoriten von Castelbolognese, das mit „U:G: F/1775“ monogrammiert und datiert ist, in Zusammenhang. Dank der Protektion des Generalministers des Ordens, Doroteo Caminada da Bologna, der für das Altarbild 53 Scudi bezahlte, arbeitete der Künstler verschiedentlich für den franziskanischen Orden (siehe D. Biagi Maino, Ubaldo Gandolfi, Turin 1990, S. 80, 266; D. Biagi Maino, in: Gaetano e Ubaldo Gandolfi. Opere scelte, Ausstellungskatalog, hrsg. von D. Biagi Maino, Turin 2002, Nr. 20, S. 90).

Die vorzügliche Studie, die Ubaldo Gandolfi zur Präsentation seiner Arbeit vor seinem Förderer verwendet haben muss, sollte in dasselbe Jahr wie das Altarbild oder ein wenig früher datiert werden. Das vorliegende Gemälde wurde gemeinsam mit einer weiteren, einige Jahre später entstandenen Vorarbeit für das Altarbild von Cingoli bis heute gemeinsam aufbewahrt (siehe Lot 92). Offensichtlich wurden beide Studien von demselben Sammler erworben, der die bemerkenswerte Frische der vorbereitenden Studien Gandolfis schätzte, die auch seinen Einfallsreichtum und sein Talent für ausgeklügelte Kompositionen belegen, wie sie in zahlreichen gezeichneten Skizzen auf Papier zum Ausdruck kommen. Ubaldo Gandolfi war ein beeindruckender Zeichner, einer der subtilsten in ganz Italien, und seine Skizzen zeigen eine große Unmittelbarkeit des Strichs und Lebendigkeit der Farbe. Abgesehen von einigen wenigen geringfügigen Verlusten des Mediums präsentiert sich das vorliegende Werk in einem selten guten Erhaltungszustand. Dadurch vermittelt es uns die Frische von Gandolfis Umgang mit Farbe und die Art seiner zarten, die Formen der Komposition andeutenden und die Glanzlichter betonenden Striche. Ein naher Austausch von Gesten verbindet die Protagonisten des Bildes: den Kriegerheiligen, das ihm einen Palmwedel darbietende Jesuskind und den heiligen Franziskus, der eine Kapuzinerkutte trägt und dem sich die Madonna mitleidsvoll zuwendet. Die Haltung der beiden Heiligenfiguren leitet sich von Vorbildern Guido Renis ab, den Gandolfi besonders bewunderte und der in den ersten Jahrzehnten des Seicento zu den führenden Künstlern gehörte, die für denselben Orden tätig waren.

Mit dem heiligen Georg greift Ubaldo Gandolfi sowohl die Palette als auch die Darstellung der Kleidung auf, denen man in Guido Renis Heiligem Prokulus auf seinem für die Kirche San Lazzaro dei Mendicanti geschaffenen Altarbild begegnet (Bologna, Pinacoteca; siehe Pinacoteca Nazionale di Bologna. Catalogo Generale. 3. Guido Reni e il Seicento, Venedig 2008), während der hl. Franziskus auf Renis Darstellung desselben Heiligen auf dem 1613 entstandenen gefeierten Leinwandgemälde für die Kapuzinerkirche von Faenza basiert (das Gemälde wurde während des Zweiten Weltkriegs teilweise zerstört; siehe D. Biagi Maino, Guido Reni e i frati minori cappuccini: storia di una committenza, in: Prospettiva 47, 1986, S. 65). Beide Figuren Gandolfis sind im Vergleich zu ihren bewunderten Vorbildern seitenverkehrt und zeigen einen höheren Grad an emphatischem Pathos, das für die Kultur der Epoche charakteristischer war und in Gandolfi einen seiner feinsinnigsten Interpreten fand. Das vollendete Altarbild weicht von der Studie nur in wenigen Punkten ab. In der Studie ist Marias Gesicht etwa eher von einem Schleier bedeckt als nicht. Der Grund für diese Änderung liegt wahrscheinlich in Regulativen der Marienverehrung, doch die geheimnisvolle Wirkung des ihr Gesicht in der Studie umspielenden Schattens verleiht der Gegenwart der Mutter Gottes zusätzlich eine faszinierende Intensität.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.10.2018 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.10. - 23.10.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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