Lot Nr. 155


Ferdinand Leeke


Ferdinand Leeke - Ölgemälde und Aquarelle d. 19. Jh.

(Burg/Magdeburg 1859-1923 Nürnberg)
Die Rheintöchter, signiert, bezeichnet und datiert Ferd. Leeke München 1913, Öl auf Leinwand, 116,5 x 149 cm, ohne Rahmen, (Rei)

Das „Rheingold“ bildet den Auftakt zu Richard Wagners Opernzyklus „Ring des Nibelungen“, dessen Handlung in „der Tiefe des Rheins“ beginnt: Berühmt ist der musikalische Einstieg, in dem Richard Wagner das Rheingold-Motiv aus wenigen Akkorden entwickelt, die immer weiter zu größeren musikalischen Wogen anschwellen, bis schließlich die vier Rheintöchter mit vergnügten, lautmalerischen Stabreimen einstimmen: „Weia! Waga! /Woge, du Welle, /walle zur Wiege! wagala weia! wallala weiala weia!“
In dieser kürzesten der vier Opern legte Wagner die Grundmotive und Konflikte des gesamten Rings schon an, die sich dann über die folgenden drei Teile entwickeln.  Der Maler Ferdinand Leeke, der sich in seinem Oeuvre beschäftigte vielfach mit den Motiven aus Wagners Opern beschäftigte, greift im vorliegenden Los die Schlüsselszene des ersten Aufzuges heraus: Der Zwerg Alberich fühlt sich von der Schönheit der vier Rheintöchter angezogen, die sich jedoch einen Spaß daraus machen, ihn zum Narren zu halten. Nachdem es ihm nicht gelingt, eine der vier Nixen zu erhaschen, ist Alberich zwischen Begierde und Wut hin und hergerissen. Plötzlich entdeckt er am Grunde des Rheins einen goldenen Schimmer und fragt verwundert die Rheintöchter: „Was ist's, ihr Glatten, das dort so glänzt und gleißt?“ Die Rheintöchter schwelgen ebenfalls im goldenen Glanz und der sorglosen Wellgunde entfährt der verhängnisvolle Satz: „Der Welt Erbe /gewänne zu eigen, /wer aus dem Rheingold /schüfe den Ring, /der maßlose Macht ihm verlieh!“ Ihre Schwester Woglinde fügt noch hinzu: „Nur wer der Minne /Macht versagt, /nur wer der Liebe /Lust verjagt, /nur der erzielt sich den Zauber, /zum Reif zu zwingen das Gold.“
Die Rheintöchter wiegen sich in Sicherheit, denn sie können sich nicht vorstellen, dass je ein Lebewesen zugunsten der Macht auf die Liebe verzichten würde. Doch der Zwerg Alberich, von den Rheintöchtern wegen seiner Hässlichkeit verschmäht, ist wie hypnotisiert und setzt nun alles daran, das Gold zu erringen: „Der Welt Erbe /gewänn ich zu eigen durch dich? /Erzwäng ich nicht Liebe, /doch listig erzwäng ich mir Lust?“ Ohne zu zögern schwört er der Liebe für immer ab und ringt mit den Rheintöchtern um das magische Gold: „Das Licht lösch ich euch aus, /entreiße dem Riff das Gold, /schmiede den rächenden Ring; - /denn hör es die Flut: /so verfluch ich die Liebe!“
In seinem typisch bewegten und koloristischem Pinselduktus gelingt es Ferdinand Leeke das Verlangen Alberichs sowohl nach den erotisch aufreizenden Rheintöchtern, als auch der Macht des Goldes dramatisch in Szene zu setzen. Das zwiespältige Verhalten der Rheintöchter, die selbst den Glanz des Goldes genießen und zu spät realisieren, welche Gefahr von Alberich ausgeht, wird in der Komposition ebenso deutlich. Leeke beweist einmal mehr sein besonderes Talent, Wagners Bühnenvisionen kongenial in das Medium der Ölmalerei zu übertragen. 
 

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at

23.09.2020 - 15:25

Erzielter Preis: **
EUR 7.040,-
Schätzwert:
EUR 4.000,- bis EUR 6.000,-

Ferdinand Leeke


(Burg/Magdeburg 1859-1923 Nürnberg)
Die Rheintöchter, signiert, bezeichnet und datiert Ferd. Leeke München 1913, Öl auf Leinwand, 116,5 x 149 cm, ohne Rahmen, (Rei)

Das „Rheingold“ bildet den Auftakt zu Richard Wagners Opernzyklus „Ring des Nibelungen“, dessen Handlung in „der Tiefe des Rheins“ beginnt: Berühmt ist der musikalische Einstieg, in dem Richard Wagner das Rheingold-Motiv aus wenigen Akkorden entwickelt, die immer weiter zu größeren musikalischen Wogen anschwellen, bis schließlich die vier Rheintöchter mit vergnügten, lautmalerischen Stabreimen einstimmen: „Weia! Waga! /Woge, du Welle, /walle zur Wiege! wagala weia! wallala weiala weia!“
In dieser kürzesten der vier Opern legte Wagner die Grundmotive und Konflikte des gesamten Rings schon an, die sich dann über die folgenden drei Teile entwickeln.  Der Maler Ferdinand Leeke, der sich in seinem Oeuvre beschäftigte vielfach mit den Motiven aus Wagners Opern beschäftigte, greift im vorliegenden Los die Schlüsselszene des ersten Aufzuges heraus: Der Zwerg Alberich fühlt sich von der Schönheit der vier Rheintöchter angezogen, die sich jedoch einen Spaß daraus machen, ihn zum Narren zu halten. Nachdem es ihm nicht gelingt, eine der vier Nixen zu erhaschen, ist Alberich zwischen Begierde und Wut hin und hergerissen. Plötzlich entdeckt er am Grunde des Rheins einen goldenen Schimmer und fragt verwundert die Rheintöchter: „Was ist's, ihr Glatten, das dort so glänzt und gleißt?“ Die Rheintöchter schwelgen ebenfalls im goldenen Glanz und der sorglosen Wellgunde entfährt der verhängnisvolle Satz: „Der Welt Erbe /gewänne zu eigen, /wer aus dem Rheingold /schüfe den Ring, /der maßlose Macht ihm verlieh!“ Ihre Schwester Woglinde fügt noch hinzu: „Nur wer der Minne /Macht versagt, /nur wer der Liebe /Lust verjagt, /nur der erzielt sich den Zauber, /zum Reif zu zwingen das Gold.“
Die Rheintöchter wiegen sich in Sicherheit, denn sie können sich nicht vorstellen, dass je ein Lebewesen zugunsten der Macht auf die Liebe verzichten würde. Doch der Zwerg Alberich, von den Rheintöchtern wegen seiner Hässlichkeit verschmäht, ist wie hypnotisiert und setzt nun alles daran, das Gold zu erringen: „Der Welt Erbe /gewänn ich zu eigen durch dich? /Erzwäng ich nicht Liebe, /doch listig erzwäng ich mir Lust?“ Ohne zu zögern schwört er der Liebe für immer ab und ringt mit den Rheintöchtern um das magische Gold: „Das Licht lösch ich euch aus, /entreiße dem Riff das Gold, /schmiede den rächenden Ring; - /denn hör es die Flut: /so verfluch ich die Liebe!“
In seinem typisch bewegten und koloristischem Pinselduktus gelingt es Ferdinand Leeke das Verlangen Alberichs sowohl nach den erotisch aufreizenden Rheintöchtern, als auch der Macht des Goldes dramatisch in Szene zu setzen. Das zwiespältige Verhalten der Rheintöchter, die selbst den Glanz des Goldes genießen und zu spät realisieren, welche Gefahr von Alberich ausgeht, wird in der Komposition ebenso deutlich. Leeke beweist einmal mehr sein besonderes Talent, Wagners Bühnenvisionen kongenial in das Medium der Ölmalerei zu übertragen. 
 

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Ölgemälde und Aquarelle d. 19. Jh.
Auktionstyp: Online Auction
Datum: 23.09.2020 - 15:25
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 16.09. - 23.09.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.