Lot Nr. 230


Gotthard Graubner *


Gotthard Graubner * - Zeitgenössische Kunst I

(Erlbach, Vogtland, 1930–2013 Neuss, Nordrhein-Westfalen)
nanus, Farbraumkörper, 2003/04, rückseitig betitelt, signiert, datiert Graubner 2003/04, Acryl, Öl auf Leinwand über Kunststoffunterlage auf Leinwand auf Keilrahmen, 30 x 31 x 5 cm, gerahmt

Echtheitsbestätigung:
Galerie m, Bochum, vom Künstler signiert

Provenienz:
Galerie m, Bochum
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen - dort erworben

Schwebend-abstrakte Farbformen setzt Gotthard Graubner vor monochrome Untergründe, die sich nur in Nuancen differenzieren und deren Lichtwert einer betont materiell verkörperten Farbe er eine signifikante Bedeutung zukommen lässt. Mit unfehlbarer Konsequenz und beeindruckender Intensität lässt er die Farbe zu einer autonomen Kraft in seinen Gemälden werden und schafft ihnen Raum. „Die Oberfläche atmet, erklärte Gotthard Graubner.“1 Es entstehen objektähnliche Farbraumkörper. „Der Begriff Farbraumkörper wurde vom Künstler selbst geprägt. Es handelt sich – zweifellos – um einen Geltungsbegriff. Der Begriff benennt ein neuartiges Phänomen und ist aus den Wörtern Farbraum und Körper zusammengesetzt. Er bezeichnet grundsätzlich widersprüchliche Bestimmungen. Denn Farbräume sind ihrer Natur nach unmeßbar, Körper dagegen meßbar.“2
Seit 1962 vollzieht sich in Graubners Werk der Schritt von der Verkörperungstendenz der Farbmaterie hin zu Bildformen, bei denen saugende Materialien, wie Schwämme, Kissen oder Lappen eine bedeutende Rolle spielen. Die Saugkraft des Untergrundes ist hier entscheidend für die Wirkung der Farbe. Es entstanden Objekte für die der Künstler die zweidimensionale Leinwand über eine dicke Schicht synthetischer Watte auf den Keilrahmen spannt. Nicht nur mit der Steigerung der Malfläche zum Bildvolumen zeigt sich Graubners künstlerischer Wille der Farbe ihren Raum zu geben, sondern er manifestiert sich ebenso sehr in der Beschaffenheit der Farbe selbst. Um sein Ziel zu erreichen entwickelte Graubner besondere Malverfahren und Malmaterialien. Mit dem Gebrauch von nichtindustriellen Farben und spezieller Bindemittel realisiert er einen matten Farbauftrag und darüber hinaus die Subtilität mehrerer übereinander gelagerter Farbschichten. Diese Technik ermöglicht dem Bildkörper sich aus dem malerischen Kontext zu lösen und zu ästhetischen Objekten zu transformieren, die eine Zweidimensionalität zugunsten einer Skulpturalität aufgeben und eine Analogie zur Körpererfahrung des Betrachters bilden.
Graubners intensive Beschäftigung mit der Beziehung zwischen Farbe und Raum mündet in einer Schwerelosigkeit und Stille, die seine Arbeiten überlagern. Dabei wird der Betrachter in einen undurchdringlichen opaken Aggregatszustand geführt und von der Stofflichkeit des Bildes eingehüllt.3

1 Gotthard Graubner, Katalog Kunsthalle Baden-Baden, 1980, S. 75
2 Max Imdahl, zur Kunst der Moderne, Band 1, Frankfurt am Main 1996, S. 535 ff
3 Gotthard Graubner, Malerei, Galerie Karsten Greve, Köln 1995, S. 10 ff.

„Farbe wird erfahrbar durch ihre Nuance“
Gotthard Graubner

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers

petra.schaepers@dorotheum.de

23.06.2021 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 77.800,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Gotthard Graubner *


(Erlbach, Vogtland, 1930–2013 Neuss, Nordrhein-Westfalen)
nanus, Farbraumkörper, 2003/04, rückseitig betitelt, signiert, datiert Graubner 2003/04, Acryl, Öl auf Leinwand über Kunststoffunterlage auf Leinwand auf Keilrahmen, 30 x 31 x 5 cm, gerahmt

Echtheitsbestätigung:
Galerie m, Bochum, vom Künstler signiert

Provenienz:
Galerie m, Bochum
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen - dort erworben

Schwebend-abstrakte Farbformen setzt Gotthard Graubner vor monochrome Untergründe, die sich nur in Nuancen differenzieren und deren Lichtwert einer betont materiell verkörperten Farbe er eine signifikante Bedeutung zukommen lässt. Mit unfehlbarer Konsequenz und beeindruckender Intensität lässt er die Farbe zu einer autonomen Kraft in seinen Gemälden werden und schafft ihnen Raum. „Die Oberfläche atmet, erklärte Gotthard Graubner.“1 Es entstehen objektähnliche Farbraumkörper. „Der Begriff Farbraumkörper wurde vom Künstler selbst geprägt. Es handelt sich – zweifellos – um einen Geltungsbegriff. Der Begriff benennt ein neuartiges Phänomen und ist aus den Wörtern Farbraum und Körper zusammengesetzt. Er bezeichnet grundsätzlich widersprüchliche Bestimmungen. Denn Farbräume sind ihrer Natur nach unmeßbar, Körper dagegen meßbar.“2
Seit 1962 vollzieht sich in Graubners Werk der Schritt von der Verkörperungstendenz der Farbmaterie hin zu Bildformen, bei denen saugende Materialien, wie Schwämme, Kissen oder Lappen eine bedeutende Rolle spielen. Die Saugkraft des Untergrundes ist hier entscheidend für die Wirkung der Farbe. Es entstanden Objekte für die der Künstler die zweidimensionale Leinwand über eine dicke Schicht synthetischer Watte auf den Keilrahmen spannt. Nicht nur mit der Steigerung der Malfläche zum Bildvolumen zeigt sich Graubners künstlerischer Wille der Farbe ihren Raum zu geben, sondern er manifestiert sich ebenso sehr in der Beschaffenheit der Farbe selbst. Um sein Ziel zu erreichen entwickelte Graubner besondere Malverfahren und Malmaterialien. Mit dem Gebrauch von nichtindustriellen Farben und spezieller Bindemittel realisiert er einen matten Farbauftrag und darüber hinaus die Subtilität mehrerer übereinander gelagerter Farbschichten. Diese Technik ermöglicht dem Bildkörper sich aus dem malerischen Kontext zu lösen und zu ästhetischen Objekten zu transformieren, die eine Zweidimensionalität zugunsten einer Skulpturalität aufgeben und eine Analogie zur Körpererfahrung des Betrachters bilden.
Graubners intensive Beschäftigung mit der Beziehung zwischen Farbe und Raum mündet in einer Schwerelosigkeit und Stille, die seine Arbeiten überlagern. Dabei wird der Betrachter in einen undurchdringlichen opaken Aggregatszustand geführt und von der Stofflichkeit des Bildes eingehüllt.3

1 Gotthard Graubner, Katalog Kunsthalle Baden-Baden, 1980, S. 75
2 Max Imdahl, zur Kunst der Moderne, Band 1, Frankfurt am Main 1996, S. 535 ff
3 Gotthard Graubner, Malerei, Galerie Karsten Greve, Köln 1995, S. 10 ff.

„Farbe wird erfahrbar durch ihre Nuance“
Gotthard Graubner

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers

petra.schaepers@dorotheum.de


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 23.06.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 17.06. - 23.06.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.