(tätig in Antwerpen 1633–1656)
Gemäldepaar der Seeschlacht von Lepanto zwischen der christlichen Flotte unter Don Juan d’Austria und den Osmanen (1571),
das zweite Bild signiert unten Mitte: S. D CASTRO,
Öl auf Leinwand, je 120 x 166 cm, gerahmt, Pendants (2)

Provenienz:
Auktion, Christies, London, 4. Februar 1977, Lots 106 und 107;
Auktion, Christie’s, London, 11. April 2013, Lot 122;
Privatsammlung, Belgien

Die vorliegende dramatische Darstellung einer Seeschlacht zwischen christlichen und muslimischen Galeeren im Mittelmeer besteht in einem Paar charakteristischer Werke von der Hand des flämischen Marinemalers Sebastiaen D. Castro. Stilistische Merkmale veranlassen zur Annahme, dass Castro in Antwerpen in der Werkstatt von Andries van Eertvelt (1590–1652) ausgebildet wurde, der wie Castro in Spanien und Portugal einen regen Exportmarkt für seine Werke fand. Castro stellte häufig Begebenheiten dar, bei denen die Habsburger Flotte ihre Durchschlagskraft im Mittelmeer zeigen konnte, was auch Thema der beiden vorliegenden Leinwandbilder ist.

Während der gesamten frühen Moderne hindurch hielten Konflikte zwischen den Flotten der Habsburger, gelegentlich mit Unterstützung der päpstlichen Marine, und nordafrikanischen Seeräubern mit breiter osmanischer und zeitweise sogar französischer Unterstützung das gesamte Mittelmeer in Atem. Castro, der höchstwahrscheinlich portugiesisch-jüdischer Herkunft war – ein sogenannter „Marrane“ –, hatte sich im kosmopolitischen Antwerpen niedergelassen, um der Verfolgung durch die Inquisition zu entkommen, unterhielt aber weiterhin familiäre und geschäftliche Beziehungen zur iberischen Halbinsel und hatte einen ausgeprägten Sinn für derartige Seegefechte. Die Bauweise der Galeeren in den vorliegenden Werken legt in Verbindung mit den Waffen und Rüstungen der Besatzung der christlichen Galeere links nahe, dass sich der Künstler hier auf die Schlacht von Lepanto bezog, die bereits etwa ein halbes Jahrhundert zurücklag; man vergleiche die Nachbildung des Flaggschiffs Real des Don Juan de Austria (1547–1578) im Marinemuseum von Barcelona. Die durch die Lichteffekte angedeuteten Tageszeiten – früher Morgen in dem einen, Dämmerung in dem anderen Bild – spielen womöglich auf das gigantische Ausmaß und die Dauer der berühmten Schlacht an.

Sebastiaen war höchstwahrscheinlich der Vater von Laureys A. Castro, der ebenfalls ein versierter Marinemaler war.