Lot Nr. 533


Rudolf Ernst


(Wien 1854–1932)
Ein Araber, signiert R. Ernst, Öl auf Leinwand, 225 x 109 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Damaskus;
Privatsammlung, Deutschland.

Gutachten von Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan (Kopie), 6. August 2004, liegt auf Anfrage vor.

Der erfolgreiche Wiener Architekt Leopold Ernst förderte das Interesse seines Sohnes, Rudolf Ernst, an der Kunst und unterstützte ihn während seiner frühen Ausbildung an der Wiener Akademie. Nachdem dieser in seinem letzten Schuljahr ein Stipendium erhalten hatte, reiste er durch Italien, Marokko, Spanien und Tunis, bevor er sich 1876 in Paris niederließ. Rudolf Ernst reiste in den 1890er Jahren weiter und besuchte die Türkei und Ägypten, wo er eine Vielzahl von Artefakten und Kunsthandwerk kaufte, die er immer wieder als Requisiten für seine Gemälde verwendete. Außerdem trug er eine Kamera bei sich, deren Aufnahmen er später dazu nutzte, realistische Kompositionen von seinem Pariser Atelier aus nachzustellen.

Rudolf Ernst ist ein führender Vertreter der zweiten Generation der orientalistischen Bewegung und unter dem Einfluss des allgegenwärtigen Jean-Léon Gérôme zeigte er ein besonderes Interesse daran, Szenen zu malen, die das Alltagsleben widerspiegelten, wie man es sich im Westen vorstellte. Darüber hinaus übernahm Ernst die naturgetreue, detaillierte Wiedergabe und die Verwendung leuchtender Farben des großen Meisters.

Bereits seit Längerem wird vermutet, dass es sich bei dem vorliegenden Gemälde um ein Porträt des Abd el Kadir (1808-1883), einem algerischen Führer, Gelehrten und arabischen Volkshelden, handelt. Trotz einiger Elemente, die auf eine handfeste Identifizierung des Dargestellten hindeuten könnten, wie etwa das Schwert, das für militärische Leistungen steht, die Wahl eines leuchtenden, makellosen Weiß für den Burnus des Mannes (ein charakteristisches Element seiner Kleidung) oder die leichte Ähnlichkeit seines Gesichts mit anderen zeitgenössischen Darstellungen, ist es wahrscheinlicher, dass es sich um eine Variation des Wächter-Themas handelt.

Dieses Gemälde zeigt mehrere Gegenstände, die genau identifiziert werden können, da sie zur Requisitensammlung des Künstlers gehörten, wie der Koranständer oder die anatolischen Teppiche im Hintergrund – ein Ushak-Teppich mit Vogelmotif und ein Ghiordes-Teppich. Ernst war bekannt dafür, dass er sich weniger um ethnografische Genauigkeit kümmerte sondern Informationen und Objekte aus verschiedenen Quellen kombinierte, um so Studiomontagen zu schaffen, die die gewünschten „exotischen“ Kompositionen lieferten, die das westliche Auge blenden sollten.

Dieses Werk ist eine Glanzleistung im Œuvre des Künstlers und ein Höhepunkt in Ernsts künstlerischem Schaffen. Es ist einzigartig nicht nur wegen seines ungewöhnlich großen Formats, sondern auch, weil es eine ausgesprochene Beherrschung der Plastizität und ein großes Geschick bei der feinen Wiedergabe verschiedener Texturen und Oberflächen zeigt. Es besteht kein Zweifel, dass dieses großartige Gemälde ein Paradebeispiel für Ernsts exquisites handwerkliches Können und seine suggestive Begabung ist.

02.05.2023 - 18:00

Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Rudolf Ernst


(Wien 1854–1932)
Ein Araber, signiert R. Ernst, Öl auf Leinwand, 225 x 109 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Damaskus;
Privatsammlung, Deutschland.

Gutachten von Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan (Kopie), 6. August 2004, liegt auf Anfrage vor.

Der erfolgreiche Wiener Architekt Leopold Ernst förderte das Interesse seines Sohnes, Rudolf Ernst, an der Kunst und unterstützte ihn während seiner frühen Ausbildung an der Wiener Akademie. Nachdem dieser in seinem letzten Schuljahr ein Stipendium erhalten hatte, reiste er durch Italien, Marokko, Spanien und Tunis, bevor er sich 1876 in Paris niederließ. Rudolf Ernst reiste in den 1890er Jahren weiter und besuchte die Türkei und Ägypten, wo er eine Vielzahl von Artefakten und Kunsthandwerk kaufte, die er immer wieder als Requisiten für seine Gemälde verwendete. Außerdem trug er eine Kamera bei sich, deren Aufnahmen er später dazu nutzte, realistische Kompositionen von seinem Pariser Atelier aus nachzustellen.

Rudolf Ernst ist ein führender Vertreter der zweiten Generation der orientalistischen Bewegung und unter dem Einfluss des allgegenwärtigen Jean-Léon Gérôme zeigte er ein besonderes Interesse daran, Szenen zu malen, die das Alltagsleben widerspiegelten, wie man es sich im Westen vorstellte. Darüber hinaus übernahm Ernst die naturgetreue, detaillierte Wiedergabe und die Verwendung leuchtender Farben des großen Meisters.

Bereits seit Längerem wird vermutet, dass es sich bei dem vorliegenden Gemälde um ein Porträt des Abd el Kadir (1808-1883), einem algerischen Führer, Gelehrten und arabischen Volkshelden, handelt. Trotz einiger Elemente, die auf eine handfeste Identifizierung des Dargestellten hindeuten könnten, wie etwa das Schwert, das für militärische Leistungen steht, die Wahl eines leuchtenden, makellosen Weiß für den Burnus des Mannes (ein charakteristisches Element seiner Kleidung) oder die leichte Ähnlichkeit seines Gesichts mit anderen zeitgenössischen Darstellungen, ist es wahrscheinlicher, dass es sich um eine Variation des Wächter-Themas handelt.

Dieses Gemälde zeigt mehrere Gegenstände, die genau identifiziert werden können, da sie zur Requisitensammlung des Künstlers gehörten, wie der Koranständer oder die anatolischen Teppiche im Hintergrund – ein Ushak-Teppich mit Vogelmotif und ein Ghiordes-Teppich. Ernst war bekannt dafür, dass er sich weniger um ethnografische Genauigkeit kümmerte sondern Informationen und Objekte aus verschiedenen Quellen kombinierte, um so Studiomontagen zu schaffen, die die gewünschten „exotischen“ Kompositionen lieferten, die das westliche Auge blenden sollten.

Dieses Werk ist eine Glanzleistung im Œuvre des Künstlers und ein Höhepunkt in Ernsts künstlerischem Schaffen. Es ist einzigartig nicht nur wegen seines ungewöhnlich großen Formats, sondern auch, weil es eine ausgesprochene Beherrschung der Plastizität und ein großes Geschick bei der feinen Wiedergabe verschiedener Texturen und Oberflächen zeigt. Es besteht kein Zweifel, dass dieses großartige Gemälde ein Paradebeispiel für Ernsts exquisites handwerkliches Können und seine suggestive Begabung ist.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 02.05.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.04. - 02.05.2023