Lot Nr. 122


Venezianische Schule, 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts


Christus im Garten Gethsemane, von einem Engel gestützt, Feder in Braun, über Spuren roter Kreide, auf Bütten, 18,5 x 13,5 cm, auf ein anderes Bütten kaschiert, Passep., gerahmt, (Sch)

Provenienz:
Privatsammlung Italien.

Die vorliegende Zeichnung zeigt die bewegende Szene, als Christus im Garten Gethsemane im Bewusstsein der ihm bevorstehenden Passion in den Armen eines Engels zusammenbricht. Die Geschichte wurde 1536 von Pietro Aretino in seinem dreibändigen Werk „Della Humanità del Christo“ erwähnt und danach als Sujet von zahlreichen Künstlern in Venedig aufgegriffen.
Stilistisch lässt sich die Zeichnung einem in Venedig tätigen Künstler aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts zuordnen, der mit den Werken von Paolo Veronese (1528-1588) und Palma il Giovane (1544-1628) vertraut gewesen sein dürfte. Zwei technisch und stilistisch vergleichbare Zeichnungen in brauner Feder, davon eine Studie zu demselben Thema und eine Skizze zur „Anbetung der Hirten“, die ehemals an Palma Giovane und Alessandro Maganza zugeschrieben waren, befinden sich im Musée du Louvre, Paris (Inv. Nr. 5160, 5191). Eine weitere Zeichnung mit einer Studie zur „Pietà“, die ehemals an Palma Giovane zugeschrieben war, befindet sich in der Pierpont Morgan Library, New York (Inv. Nr. 1982.46).

Die drei erwähnten Zeichnungen sind zudem Teil einer Gruppe von etwa 50 lavierten Federzeichnungen, die von Nicholas Turner an El Greco zugeschrieben wurden und aus der italienischen Periode des Künstlers stammen sollen (vgl. N. Turner, ‘A Proposal for El Greco as a Draftsman,’ Master Drawings, Vol. 45, Nr. 3 (2007), S. 291-324; sowie R. Scorza, ‘El Greco: “Calligrafia,” “Disegno,” and Context,’ Master Drawings, Vol. 51, Nr. 4 (Winter 2014), pp. 429-42). El Greco war um 1565 nach Venedig gekommen, wo er unmittelbar in die Werkstatt von Tizian eintrat, eine Periode, die von fundamentaler Bedeutung für sein weiteres künstlerisches Schaffen als Maler und Zeichner war. Zuvor galten lediglich nur fünf Zeichnungen als gesicherte Werke des Künstlers, bis Turner 2007 erstmals den Versuch unternahm, sein zeichnerisches Oeuvre in einer Gegenüberstellung mit den Werken seiner venezianischen Zeitgenossen neu zu untersuchen. Viele der von Turner 2007 jener Gruppe zugeordneten Zeichnungen waren wie die drei genannten Blätter zuvor an venezianische Künstler des 16. Jahrhunderts wie Tintoretto und Palma il Giovane zugeschrieben und zeigen stilistisch starke Anlehnungen an diese Künstler. Laut Meinung von Turner lässt sich auch die hier angebotene Zeichnung anhand stilistischer Merkmale jener Gruppe von Blättern zuordnen, die er der italienischen Periode El Grecos zuschreibt. Auch wenn manche der Blätter ein stärkeres Chiaroscuro und einen gröberen Umgang mit der Feder und der Lavierung aufweisen, so sind die Gemeinsamkeiten, vor allem mit den drei genannten Blättern dennoch augenscheinlich.

Trotz dieser Argumente und der stilistischen Ähnlichkeiten mit jener Gruppe von Zeichnungen, die möglicherweise mit El Greco in Verbindung gebracht werden können, bleibt sein Oeuvre hinsichtlich der ihm zugeschriebenen Zeichnungen jedoch weiterhin Gegenstand der kunsthistorischen Forschung. Basierend auf einem Vergleich mit anderen venezianischen Zeichnungen jener Zeit, die von Künstlern wie Paolo Veronese, Palma il Giovane und Alessandro Maganza beeinflusst wurden, steht jedoch außer Zweifel, dass auch die vorliegende Zeichnung einem venezianischen Künstler aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zugeschrieben werden kann.

Wir danken Dr. Nicholas Turner, der eine alternative Zuschreibung an El Greco anhand einer hochauflösenden digitalen Fotografie vorgeschlagen hat und für die wissenschaftliche Unterstützung.

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
+43-1-515 60-546

astrid.schierz@dorotheum.at

04.10.2023 - 15:00

Erzielter Preis: **
EUR 7.800,-
Schätzwert:
EUR 6.000,- bis EUR 8.000,-
Startpreis:
EUR 6.000,-

Venezianische Schule, 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts


Christus im Garten Gethsemane, von einem Engel gestützt, Feder in Braun, über Spuren roter Kreide, auf Bütten, 18,5 x 13,5 cm, auf ein anderes Bütten kaschiert, Passep., gerahmt, (Sch)

Provenienz:
Privatsammlung Italien.

Die vorliegende Zeichnung zeigt die bewegende Szene, als Christus im Garten Gethsemane im Bewusstsein der ihm bevorstehenden Passion in den Armen eines Engels zusammenbricht. Die Geschichte wurde 1536 von Pietro Aretino in seinem dreibändigen Werk „Della Humanità del Christo“ erwähnt und danach als Sujet von zahlreichen Künstlern in Venedig aufgegriffen.
Stilistisch lässt sich die Zeichnung einem in Venedig tätigen Künstler aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts zuordnen, der mit den Werken von Paolo Veronese (1528-1588) und Palma il Giovane (1544-1628) vertraut gewesen sein dürfte. Zwei technisch und stilistisch vergleichbare Zeichnungen in brauner Feder, davon eine Studie zu demselben Thema und eine Skizze zur „Anbetung der Hirten“, die ehemals an Palma Giovane und Alessandro Maganza zugeschrieben waren, befinden sich im Musée du Louvre, Paris (Inv. Nr. 5160, 5191). Eine weitere Zeichnung mit einer Studie zur „Pietà“, die ehemals an Palma Giovane zugeschrieben war, befindet sich in der Pierpont Morgan Library, New York (Inv. Nr. 1982.46).

Die drei erwähnten Zeichnungen sind zudem Teil einer Gruppe von etwa 50 lavierten Federzeichnungen, die von Nicholas Turner an El Greco zugeschrieben wurden und aus der italienischen Periode des Künstlers stammen sollen (vgl. N. Turner, ‘A Proposal for El Greco as a Draftsman,’ Master Drawings, Vol. 45, Nr. 3 (2007), S. 291-324; sowie R. Scorza, ‘El Greco: “Calligrafia,” “Disegno,” and Context,’ Master Drawings, Vol. 51, Nr. 4 (Winter 2014), pp. 429-42). El Greco war um 1565 nach Venedig gekommen, wo er unmittelbar in die Werkstatt von Tizian eintrat, eine Periode, die von fundamentaler Bedeutung für sein weiteres künstlerisches Schaffen als Maler und Zeichner war. Zuvor galten lediglich nur fünf Zeichnungen als gesicherte Werke des Künstlers, bis Turner 2007 erstmals den Versuch unternahm, sein zeichnerisches Oeuvre in einer Gegenüberstellung mit den Werken seiner venezianischen Zeitgenossen neu zu untersuchen. Viele der von Turner 2007 jener Gruppe zugeordneten Zeichnungen waren wie die drei genannten Blätter zuvor an venezianische Künstler des 16. Jahrhunderts wie Tintoretto und Palma il Giovane zugeschrieben und zeigen stilistisch starke Anlehnungen an diese Künstler. Laut Meinung von Turner lässt sich auch die hier angebotene Zeichnung anhand stilistischer Merkmale jener Gruppe von Blättern zuordnen, die er der italienischen Periode El Grecos zuschreibt. Auch wenn manche der Blätter ein stärkeres Chiaroscuro und einen gröberen Umgang mit der Feder und der Lavierung aufweisen, so sind die Gemeinsamkeiten, vor allem mit den drei genannten Blättern dennoch augenscheinlich.

Trotz dieser Argumente und der stilistischen Ähnlichkeiten mit jener Gruppe von Zeichnungen, die möglicherweise mit El Greco in Verbindung gebracht werden können, bleibt sein Oeuvre hinsichtlich der ihm zugeschriebenen Zeichnungen jedoch weiterhin Gegenstand der kunsthistorischen Forschung. Basierend auf einem Vergleich mit anderen venezianischen Zeichnungen jener Zeit, die von Künstlern wie Paolo Veronese, Palma il Giovane und Alessandro Maganza beeinflusst wurden, steht jedoch außer Zweifel, dass auch die vorliegende Zeichnung einem venezianischen Künstler aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zugeschrieben werden kann.

Wir danken Dr. Nicholas Turner, der eine alternative Zuschreibung an El Greco anhand einer hochauflösenden digitalen Fotografie vorgeschlagen hat und für die wissenschaftliche Unterstützung.

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900
Auktionstyp: Online Auction
Datum: 04.10.2023 - 15:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 27.09. - 04.10.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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