Lot Nr. 123


Isidoro Bianchi


(Campone d'Italia 1581-1662)
Die Darbringung der Jungfrau im Tempel, Feder in Braun über schwarzer Kreide, braun laviert, weiß gehöht, auf blaugrauem Bütten, auf feines Japan kaschiert, 36 x 25,5 cm, gebräunt, etwas fleckig, restaurierte Risse, ohne Rahmen, (Sch)

Provenienz:
Privatsammlung Italien.

Die vorliegende Zeichnung gibt mit ein paar Veränderungen das Gemälde desselben Themas von Pier Francesco Mazzucchelli, gen. il Morazzone (1573-1626) wieder, welches der Künstler zwischen 1611 bis 1612 für die Cappella della Madonna della Cintura in der Kirche Sant’ Agostino in Como schuf. Bianchi war ab 1617 in Turin tätig und begann 1623 seine Zusammenarbeit mit Morazzone, eine Periode die für seine weitere künstlerische Entwicklung wegweisend war. Das Gemälde der „Darbringung im Tempel“, welches das Pendent zur Szene der „Geburt Mariens“ bildet, befindet sich an der rechten Seitenwand der Kapelle und ist Teil eines größeren Zyklus an Werken, die zu den bedeutendsten aus der Schaffensperiode Morazzones in Como zählen, wo seine Präsenz bereits für das Jahr 1608 belegt ist.

Die Zeichnung hatte lange Zeit als Vorstudie zu dem Gemälde in Como gegolten, bis sie als Kopie nach dem Werk identifiziert werden konnte. Die Quadrierung in schwarzer Kreide, die unterhalb der Zeichnung liegt sowie die zahlreichen Korrekturen und Veränderungen an den Umrisslinien der Figuren, wie etwa an den Beinen des Bettlers im Vordergrund, deuten darauf hin, dass die Zeichnung nicht als vorbereitende Studie für das Gemälde sondern als Kopie danach entstanden ist. Zudem ist es aufgrund der am Blatt vorhandenen Abweichungen zu dem Gemälde unwahrscheinlich, dass es sich dabei um eine Kopie nach einer verlorenen Zeichnung Morazzones handeln könnte. Es sind dies anscheinend gezielt eingefügte Veränderungen zu dem Gemälde, vielleicht mit der Absicht, das dargestellte Thema zu modifizieren und dann in ein neues Bildwerk zu übertragen. Die Physiologie der Gesichter, insbesondere das Profil der knieenden Jungfrau, des hl. Josef und der Anna weisen Ähnlichkeiten mit dem Stil Isidoro Bianchis auf. Die mögliche Zusammenarbeit zwischen Bianchi und Morazzone konnte jedoch, trotz zahlreicher Hinweise aus der Geschichtsschreibung sowie der formalen Berührungspunkte und kompositorischen Zitate, die auch in der vorliegenden Zeichnungen zu finden sind, niemals vollständig geklärt werden. Viele Wissenschaftler haben aufgrund der Anwesenheit Morazzones in Como eine Beziehung zwischen den beiden Künstlern vermutet, und dies ist auch für die Entstehung der vorliegenden Zeichnung von großer Bedeutung.

Eine stilistisch vergleichbare und signierte Zeichnung Bianchis mit einer Studie zur "Darbringung im Tempel" für den Freskenzyklus im Presbyterium des Sanktuariums der Kirche Madonna della Rovana in Cevio (um 1645) befindet sich in Windsor Castle (Inv. Nr. RCIN 990292). Aufgrund der großen Ähnlichkeiten im Typus und den Gesichtern der Figuren und der stilistischen Gemeinsamkeiten zwischen beiden Blättern gilt eine Zuschreibung der hier angebotenen Zeichnung als sehr wahrscheinlich.Laut Meinung von Prof. Laura Facchin dürfte das Blatt aus dem zweiten oder dritten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts datieren und könnte daher noch in der Werkstatt Morazzones entstanden sein, ist jedoch mit den für Isidoro Bianchi typischen Stilmerkmalen ausgestattet.

Wir danken Prof. Laura Facchin für die Bestätigung der Zuschreibung nach einer Begutachtung des Originals und für die wissenschaftliche Unterstützung.

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
+43-1-515 60-546

astrid.schierz@dorotheum.at

04.10.2023 - 15:01

Erzielter Preis: **
EUR 5.200,-
Schätzwert:
EUR 4.000,- bis EUR 6.000,-
Startpreis:
EUR 4.000,-

Isidoro Bianchi


(Campone d'Italia 1581-1662)
Die Darbringung der Jungfrau im Tempel, Feder in Braun über schwarzer Kreide, braun laviert, weiß gehöht, auf blaugrauem Bütten, auf feines Japan kaschiert, 36 x 25,5 cm, gebräunt, etwas fleckig, restaurierte Risse, ohne Rahmen, (Sch)

Provenienz:
Privatsammlung Italien.

Die vorliegende Zeichnung gibt mit ein paar Veränderungen das Gemälde desselben Themas von Pier Francesco Mazzucchelli, gen. il Morazzone (1573-1626) wieder, welches der Künstler zwischen 1611 bis 1612 für die Cappella della Madonna della Cintura in der Kirche Sant’ Agostino in Como schuf. Bianchi war ab 1617 in Turin tätig und begann 1623 seine Zusammenarbeit mit Morazzone, eine Periode die für seine weitere künstlerische Entwicklung wegweisend war. Das Gemälde der „Darbringung im Tempel“, welches das Pendent zur Szene der „Geburt Mariens“ bildet, befindet sich an der rechten Seitenwand der Kapelle und ist Teil eines größeren Zyklus an Werken, die zu den bedeutendsten aus der Schaffensperiode Morazzones in Como zählen, wo seine Präsenz bereits für das Jahr 1608 belegt ist.

Die Zeichnung hatte lange Zeit als Vorstudie zu dem Gemälde in Como gegolten, bis sie als Kopie nach dem Werk identifiziert werden konnte. Die Quadrierung in schwarzer Kreide, die unterhalb der Zeichnung liegt sowie die zahlreichen Korrekturen und Veränderungen an den Umrisslinien der Figuren, wie etwa an den Beinen des Bettlers im Vordergrund, deuten darauf hin, dass die Zeichnung nicht als vorbereitende Studie für das Gemälde sondern als Kopie danach entstanden ist. Zudem ist es aufgrund der am Blatt vorhandenen Abweichungen zu dem Gemälde unwahrscheinlich, dass es sich dabei um eine Kopie nach einer verlorenen Zeichnung Morazzones handeln könnte. Es sind dies anscheinend gezielt eingefügte Veränderungen zu dem Gemälde, vielleicht mit der Absicht, das dargestellte Thema zu modifizieren und dann in ein neues Bildwerk zu übertragen. Die Physiologie der Gesichter, insbesondere das Profil der knieenden Jungfrau, des hl. Josef und der Anna weisen Ähnlichkeiten mit dem Stil Isidoro Bianchis auf. Die mögliche Zusammenarbeit zwischen Bianchi und Morazzone konnte jedoch, trotz zahlreicher Hinweise aus der Geschichtsschreibung sowie der formalen Berührungspunkte und kompositorischen Zitate, die auch in der vorliegenden Zeichnungen zu finden sind, niemals vollständig geklärt werden. Viele Wissenschaftler haben aufgrund der Anwesenheit Morazzones in Como eine Beziehung zwischen den beiden Künstlern vermutet, und dies ist auch für die Entstehung der vorliegenden Zeichnung von großer Bedeutung.

Eine stilistisch vergleichbare und signierte Zeichnung Bianchis mit einer Studie zur "Darbringung im Tempel" für den Freskenzyklus im Presbyterium des Sanktuariums der Kirche Madonna della Rovana in Cevio (um 1645) befindet sich in Windsor Castle (Inv. Nr. RCIN 990292). Aufgrund der großen Ähnlichkeiten im Typus und den Gesichtern der Figuren und der stilistischen Gemeinsamkeiten zwischen beiden Blättern gilt eine Zuschreibung der hier angebotenen Zeichnung als sehr wahrscheinlich.Laut Meinung von Prof. Laura Facchin dürfte das Blatt aus dem zweiten oder dritten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts datieren und könnte daher noch in der Werkstatt Morazzones entstanden sein, ist jedoch mit den für Isidoro Bianchi typischen Stilmerkmalen ausgestattet.

Wir danken Prof. Laura Facchin für die Bestätigung der Zuschreibung nach einer Begutachtung des Originals und für die wissenschaftliche Unterstützung.

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
+43-1-515 60-546

astrid.schierz@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900
Auktionstyp: Online Auction
Datum: 04.10.2023 - 15:01
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 27.09. - 04.10.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.