Lot Nr. 205


Günther Uecker *


(Wendorf 1930 geb.)
Reihung, 1970, rücks. betitelt, signiert, datiert Uecker 70, Nägel, Graphit auf Leinen auf Holz, 102,5 x 102,5 x 9 cm,

Dieses Werk ist im Uecker Archiv registriert unter der Nummer GU70.104 und wird vorgemerkt für die Aufnahme in das entstehende Uecker Werkverzeichnis.

Provenienz:
Privatsammlung, Düsseldorf – direkt vom Künstler

Dem Nagel und der Nagelstruktur bleibt er in seinem Oeuvre in facettenreichen Assoziationen verbunden. Auch in dem hier vorliegenden Werk „Reihung“ bringt der Künstler ein geometrisch durchrhythmisiertes Linienraster auf die helle Leinwand auf. Die Kreuzungspunkte gekennzeichnet durch 1089 Nägeln an der Zahl, in gleichbleibend konsequenter Länge. Mit jedem Nagel wird ein Punkt zwischen den Polen von Licht und Schatten sowie deren weitreichender Symbolik markiert und vermittelt dabei ebenso die energetische Wirklichkeit von Licht wie die kinetische Wirklichkeit von Bewegung.

Der exakte rhythmische Wechsel von Nägeln und Freiflächen strukturiert die gesamte Bildoberfläche bis ins Kleinste, wodurch, je nach Lichteinfall und Betrachter-Standpunkt, fortwährend neue Perspektiven eröffnet werden, die das Bild scheinbar zum Vibrieren bringen, obwohl faktisch alles an Ort und Stelle bleibt.

„Licht ist ein Medium, in dem der Gegenstand zum Widerstand wird“.

Im Hinblick auf Kunstwerke bedeutet dies, dass die eingesetzten Materialien als „Lichtwiderstände“ ihre Funktion finden. Sie streuen, brechen, reflektieren, zentrieren oder zersplittern es in seine spektralen Bestandteile. Zudem wird gestreutes Licht erst dann in seiner Präsenz wahrgenommen, wenn es im Wechselspiel mit Schatten auftritt. Die einfachste Form dafür ist das Relief: es steht der traditionellen Gattung des Leinwandbildes am nächsten. In Ueckers Schaffen ist es seit den 50er Jahren der Nagel, mit welchem er die bildliche Zweidimensionalität zu überwinden sucht. Bewegt, regelmäßig, gereiht oder kreisförmig - trotz der Schwere des Materials wirken Ueckers Werke durch das Wechselspiel von Licht und Schatten entrückt und scheinbar schwerelos. Aktion und Kontemplation verschmelzen zu einem künstlerischen Ganzen.

Der Entstehungsprozess eines jeden Werkes ist individuell und von einer Lust und Konzentration, aber auch physischer Kraft und Aggressivität abhängig. Diese Aggressivität kann sich gegen das Objekt oder (wo die Nägel oder Steine auf uns gerichtet sind) auch gegen den Betrachter richten. So werden diese Objekte Ausdruck von Spannung und Gelöstheit gleichermaßen.“


Dieter Honisch, Günther Uecker, Berlin 1984, S. 25.

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers

petra.schaepers@dorotheum.de

29.11.2023 - 18:00

Schätzwert:
EUR 180.000,- bis EUR 280.000,-

Günther Uecker *


(Wendorf 1930 geb.)
Reihung, 1970, rücks. betitelt, signiert, datiert Uecker 70, Nägel, Graphit auf Leinen auf Holz, 102,5 x 102,5 x 9 cm,

Dieses Werk ist im Uecker Archiv registriert unter der Nummer GU70.104 und wird vorgemerkt für die Aufnahme in das entstehende Uecker Werkverzeichnis.

Provenienz:
Privatsammlung, Düsseldorf – direkt vom Künstler

Dem Nagel und der Nagelstruktur bleibt er in seinem Oeuvre in facettenreichen Assoziationen verbunden. Auch in dem hier vorliegenden Werk „Reihung“ bringt der Künstler ein geometrisch durchrhythmisiertes Linienraster auf die helle Leinwand auf. Die Kreuzungspunkte gekennzeichnet durch 1089 Nägeln an der Zahl, in gleichbleibend konsequenter Länge. Mit jedem Nagel wird ein Punkt zwischen den Polen von Licht und Schatten sowie deren weitreichender Symbolik markiert und vermittelt dabei ebenso die energetische Wirklichkeit von Licht wie die kinetische Wirklichkeit von Bewegung.

Der exakte rhythmische Wechsel von Nägeln und Freiflächen strukturiert die gesamte Bildoberfläche bis ins Kleinste, wodurch, je nach Lichteinfall und Betrachter-Standpunkt, fortwährend neue Perspektiven eröffnet werden, die das Bild scheinbar zum Vibrieren bringen, obwohl faktisch alles an Ort und Stelle bleibt.

„Licht ist ein Medium, in dem der Gegenstand zum Widerstand wird“.

Im Hinblick auf Kunstwerke bedeutet dies, dass die eingesetzten Materialien als „Lichtwiderstände“ ihre Funktion finden. Sie streuen, brechen, reflektieren, zentrieren oder zersplittern es in seine spektralen Bestandteile. Zudem wird gestreutes Licht erst dann in seiner Präsenz wahrgenommen, wenn es im Wechselspiel mit Schatten auftritt. Die einfachste Form dafür ist das Relief: es steht der traditionellen Gattung des Leinwandbildes am nächsten. In Ueckers Schaffen ist es seit den 50er Jahren der Nagel, mit welchem er die bildliche Zweidimensionalität zu überwinden sucht. Bewegt, regelmäßig, gereiht oder kreisförmig - trotz der Schwere des Materials wirken Ueckers Werke durch das Wechselspiel von Licht und Schatten entrückt und scheinbar schwerelos. Aktion und Kontemplation verschmelzen zu einem künstlerischen Ganzen.

Der Entstehungsprozess eines jeden Werkes ist individuell und von einer Lust und Konzentration, aber auch physischer Kraft und Aggressivität abhängig. Diese Aggressivität kann sich gegen das Objekt oder (wo die Nägel oder Steine auf uns gerichtet sind) auch gegen den Betrachter richten. So werden diese Objekte Ausdruck von Spannung und Gelöstheit gleichermaßen.“


Dieter Honisch, Günther Uecker, Berlin 1984, S. 25.

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers

petra.schaepers@dorotheum.de


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 29.11.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 18.11. - 29.11.2023