Lot Nr. 95 -


Alexander Keirincx


(Antwerpen 1600–1652 Amsterdam)
Arkadische Landschaft mit Hirtenpaaren,
Öl auf Holz, 73,5 x 105,5 cm, gerahmt

Wir danken Ursula Härting, die die Zuschreibung nach Prüfung des Gemäldes im Original bestätigt hat. Ihr schriftliches Gutachten vom Juni 2023 liegt dem vorliegenden Lot bei.

Das Gemälde stellt eine idyllische Interpretation des flämischen Landschaftsgenres dar, für das Alexander Keirincx einer der wichtigsten Vertreter ist. Die Darstellung des Hirtenlebens, ein beliebtes Thema der bukolischen Poesie der Antike, wurde in der italienischen Renaissance um 1500 als Ideal ländlicher Einfachheit und Ruhe wiederbelebt. Da das Genre auch stellvertretend für eine naturverbundenere Lebensweise stand, gewann es in den nördlichen Malerschulen an Popularität und wurde im 17. Jahrhundert zu einem festen Bestandteil der Kunst des Goldenen Zeitalters in den Niederlanden und Flandern.

Keirincx wählte als Schauplatz für seine romantische Darstellung eine Waldlichtung, die von mächtigen Baumgruppen gesäumt ist. In der Ferne schlängelt sich ein Fluss. Neben der großen Schafherde und den Hirtenhunden wird die Szenerie durch verschiedene Vögel belebt, die sehr detailliert wiedergegeben sind: Meisen, ein Stieglitz und ein Eisvogel sitzen in den Bäumen, Reiher und Störche sind am Flussufer zu sehen. Blattwerk, Baumstämme, Gräser und Farne sind besonders fein ausgeführt und sehr gut erhalten.

Alexander Keirincx war ein auf Landschaftsdarstellungen spezialisierter Maler, der als Meister der Waldlandschaft gilt. Der 1600 in Antwerpen geborene Keirincx ging bekanntlich bei Abraham Govaerts in die Lehre. In den Jahren 1618/19 wurde er in die dortige Lukasgilde aufgenommen. Seine frühesten bekannten Werke stammen aus dieser Zeit. Urkundliche Erwähnungen deuten darauf hin, dass er spätestens 1623/24 Lehrlinge aufnahm, was auf eine erfolgreiche Praxis schließen lässt. Im Jahr 1622 heiratete er Clara Matheusen in Antwerpen. Bald nach 1626 zog er in die Nördlichen Niederlande, wahrscheinlich direkt nach Amsterdam. Das erste von mindestens 15 Gemälden, bei denen der Utrechter Cornelis van Poelenburch, ein häufiger Mitarbeiter in diesen Jahren, die Staffage ausführte, stammt aus dem Jahr 1629. Mit 28. Juni 1632 scheinen Keirincx und seine Frau als Mitglieder der reformierten Kirche in Utrecht auf. Ein Schlüsselerlebnis in Keirincx’ Laufbahn war sein Aufenthalt in England, wo er von König Karl I. den Auftrag erhielt, zehn Ansichten der Schlösser und Häuser des Königs in Nordengland und Schottland zu malen. Zu diesen topografischen Darstellungen, die zwischen Mai 1639 und Mitte 1640 entstanden, gehört die berühmte Ansicht von Pontefract Castle (Wakefield, Pontefract Museum, Inv.-Nr. A1.931). Im Jahr 1641 kehrte Keirincx nach Amsterdam zurück, wo er kurz vor seinem Tod das Bürgerrecht erhielt.

Als Künstler, der in der Antwerpener Tradition der künstlerischen Zusammenarbeit aufgewachsen war, arbeitete Keirincx, wenn es um die Staffage seiner Werke ging, häufig mit Figurenmalern zusammen. Cornelis van Poelenburch scheint während seiner Tätigkeit im Norden ein häufig engagierter Figurenmaler gewesen zu sein; in seiner früheren Antwerpener Zeit hatte er Künstler wie Hans Jordaens, Peter Snayers und Adriaen van Stalbemt beschäftigt. Wie Härting bemerkt, sind die Figuren der beiden Hirtenpaare im Vordergrund hervorragende Beispiele von der Hand Adriaen van Stalbemts (siehe U. Härting, Adriaen van Stalbemt als Figurenmaler, in: Oud Holland, Bd. 95, 1981, S. 3–15), während die fröhlich-verspielten Figuren im Mittelgrund vom sogenannten Meester met de Hemden, einem Maler aus Stalbemts Werkstatt oder seinem unmittelbaren Umkreis, ausgeführt worden sein könnten.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

24.04.2024 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 14.125,-
Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 20.000,-

Alexander Keirincx


(Antwerpen 1600–1652 Amsterdam)
Arkadische Landschaft mit Hirtenpaaren,
Öl auf Holz, 73,5 x 105,5 cm, gerahmt

Wir danken Ursula Härting, die die Zuschreibung nach Prüfung des Gemäldes im Original bestätigt hat. Ihr schriftliches Gutachten vom Juni 2023 liegt dem vorliegenden Lot bei.

Das Gemälde stellt eine idyllische Interpretation des flämischen Landschaftsgenres dar, für das Alexander Keirincx einer der wichtigsten Vertreter ist. Die Darstellung des Hirtenlebens, ein beliebtes Thema der bukolischen Poesie der Antike, wurde in der italienischen Renaissance um 1500 als Ideal ländlicher Einfachheit und Ruhe wiederbelebt. Da das Genre auch stellvertretend für eine naturverbundenere Lebensweise stand, gewann es in den nördlichen Malerschulen an Popularität und wurde im 17. Jahrhundert zu einem festen Bestandteil der Kunst des Goldenen Zeitalters in den Niederlanden und Flandern.

Keirincx wählte als Schauplatz für seine romantische Darstellung eine Waldlichtung, die von mächtigen Baumgruppen gesäumt ist. In der Ferne schlängelt sich ein Fluss. Neben der großen Schafherde und den Hirtenhunden wird die Szenerie durch verschiedene Vögel belebt, die sehr detailliert wiedergegeben sind: Meisen, ein Stieglitz und ein Eisvogel sitzen in den Bäumen, Reiher und Störche sind am Flussufer zu sehen. Blattwerk, Baumstämme, Gräser und Farne sind besonders fein ausgeführt und sehr gut erhalten.

Alexander Keirincx war ein auf Landschaftsdarstellungen spezialisierter Maler, der als Meister der Waldlandschaft gilt. Der 1600 in Antwerpen geborene Keirincx ging bekanntlich bei Abraham Govaerts in die Lehre. In den Jahren 1618/19 wurde er in die dortige Lukasgilde aufgenommen. Seine frühesten bekannten Werke stammen aus dieser Zeit. Urkundliche Erwähnungen deuten darauf hin, dass er spätestens 1623/24 Lehrlinge aufnahm, was auf eine erfolgreiche Praxis schließen lässt. Im Jahr 1622 heiratete er Clara Matheusen in Antwerpen. Bald nach 1626 zog er in die Nördlichen Niederlande, wahrscheinlich direkt nach Amsterdam. Das erste von mindestens 15 Gemälden, bei denen der Utrechter Cornelis van Poelenburch, ein häufiger Mitarbeiter in diesen Jahren, die Staffage ausführte, stammt aus dem Jahr 1629. Mit 28. Juni 1632 scheinen Keirincx und seine Frau als Mitglieder der reformierten Kirche in Utrecht auf. Ein Schlüsselerlebnis in Keirincx’ Laufbahn war sein Aufenthalt in England, wo er von König Karl I. den Auftrag erhielt, zehn Ansichten der Schlösser und Häuser des Königs in Nordengland und Schottland zu malen. Zu diesen topografischen Darstellungen, die zwischen Mai 1639 und Mitte 1640 entstanden, gehört die berühmte Ansicht von Pontefract Castle (Wakefield, Pontefract Museum, Inv.-Nr. A1.931). Im Jahr 1641 kehrte Keirincx nach Amsterdam zurück, wo er kurz vor seinem Tod das Bürgerrecht erhielt.

Als Künstler, der in der Antwerpener Tradition der künstlerischen Zusammenarbeit aufgewachsen war, arbeitete Keirincx, wenn es um die Staffage seiner Werke ging, häufig mit Figurenmalern zusammen. Cornelis van Poelenburch scheint während seiner Tätigkeit im Norden ein häufig engagierter Figurenmaler gewesen zu sein; in seiner früheren Antwerpener Zeit hatte er Künstler wie Hans Jordaens, Peter Snayers und Adriaen van Stalbemt beschäftigt. Wie Härting bemerkt, sind die Figuren der beiden Hirtenpaare im Vordergrund hervorragende Beispiele von der Hand Adriaen van Stalbemts (siehe U. Härting, Adriaen van Stalbemt als Figurenmaler, in: Oud Holland, Bd. 95, 1981, S. 3–15), während die fröhlich-verspielten Figuren im Mittelgrund vom sogenannten Meester met de Hemden, einem Maler aus Stalbemts Werkstatt oder seinem unmittelbaren Umkreis, ausgeführt worden sein könnten.

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 24.04.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. - 24.04.2024


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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