(Palmanova 1762–1844 Mailand)
Der Markusplatz in Venedig mit Blick nach Osten zur Basilika,
Öl auf Leinwand, 47,5 x 64,5 cm, gerahmt

Wir danken Dario Succi, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung dieses Lots.

Die vorliegende Ansicht zeigt eines der wichtigsten und berühmtesten Gebäude Venedigs, den tausend Jahre alten Markusdom mit den Alten und Neuen Prokuratien. Wie so oft in Bisons Werken basiert die Szene auf einer Radierung von Antonio Visentini nach einem Gemälde Canalettos, das heute im Fitzwilliam Museum aufbewahrt wird. Der Stich ist Teil der „Urbis Venetiarum Prospectus Celebriores“, einer Serie von 38 Ansichten, die 1742 im Auftrag des englischen Kaufmanns Joseph Smith veröffentlicht wurde (D. Succi, La Serenissima nello specchio di rame, Castelfranco Veneto 2013, I, Nr. 40, S. 217). Hier interpretiert Bison die Vorlage Canalettos neu, indem er zwar die für ihn typischen kleinen, lebendigen Figuren – die sogenannten „macchiette“ – wieder einsetzt, während die Art und Weise, wie er die Architektur, den rosigen Himmel und die Form der Wolken umsetzt, unverkennbar von Bison stammt.

Giuseppe Bernardino Bison wurde in Palmanova del Friuli geboren und verkehrte bereits als Jugendlicher in venezianischen Künstlerkreisen. Er hatte in Venedig beachtlichen Erfolg, auch als Ausstatter von Interieurs. Die größte Anerkennung erlangte er jedoch als Landschafts- und Vedutenmaler. Um 1800 wurde er in Triest, einer Stadt mit einem wohlhabenden und am Sammeln zeitgenössischer Kunst interessierten Bürgertum, von Mäzenen tatkräftig unterstützt. Man empfing Bison dort aufgrund seiner Gabe, die verfeinerte Kunst des 18. Jahrhunderts mit einer spürbaren thematischen und stilistischen Wiederbelebung, die der kulturellen Erneuerung des 19. Jahrhunderts entsprach, zu verbinden. Laut Dario Succi kann diese Ansicht Markusplatzes in diese Zeit, kurz nach der Ankunft des Künstlers in Triest, datiert werden.