Lot Nr. 215


Antoni Tàpies *


(Barcelona 1923–2012)
Relief rouge sur fond noir, 1961, rückseitig signiert, datiert, Mischtechnik (Öl und Sand) auf Leinwand, 114 x 146 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Stadler, Paris
Galerie Burén, Stockholm
Thomas Segal Gallery, Boston (rückseitig Etikett)
Europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Hannover, Antoni Tàpies, Kestner-Gesellschaft, 14. Februar - 1. April 1962, Ausst.-Kat. S. 36, Nr. 84 mit Abb.
Zürich, Antoni Tàpies, Kunsthaus, 29. April - 3. Juni 1962, Ausst.-Kat. S. 37, Nr. 86 mit Abb.
Verona, Dadaismo Dadaismi, da Duchamp a Warhol, Palazzo Forti, 18. Juli - 9. November 1997 (rückseitiges Etikett), Ausst.-Kat. S. 152, Nr. 139, mit Abb.

Literatur:
G. Gatt (Hrsg.), Antoni Tàpies, Cappelli Editore, Bologna 1967 , Taf. 127 (s/w)
A. Agustí (Hrsg.), Tàpies, Catalogue Raisonné, Bd. II, 1961–1968, Könemann, Köln 1999, S. 33, Nr. 941 mit Abb.

Mit seinen Bildlandschaften erschafft Tàpies seine ganz persönliche Realität – in seinen Werke entsteht eine formale Spannung aus dem Kontrast zwischen leeren, stillen Räumen und geformten Konfigurationen, zwischen Positiv und Negativ, zwischen Projektionen und Vertiefungen, zwischen Zufall und Ordnung, Freiheit und Kontrolle.
Einige Werke des Künstlers erinnern an bröckelnde Mauern mit rätselhaften Markierungen, die wiederum assyrischen oder ägyptischen Piktogrammen ähneln, die sich einer rationalen Erklärung entziehen und dennoch von einem Leben in einer fernen Vergangenheit zu zeugen scheinen. Andere zeigen urzeitliche Landschaften, versunkene Kontinente, Grundrisse vergrabener Festungsanlagen, Krater und Sanddünen, die vom Wind aus dem Meer geweht wurden.
Es sind nicht metaphysische, sondern tellurische Landschaften, die sehr irdisch sind, da sie weit in die Vergangenheit zurückreichen und auf Formen der Präexistenz auf unserem Planeten verweisen. Die oft dunklen, düsteren, scheinbar monochromen, aber in Wirklichkeit von einer außerordentlich subtilen Farbpalette durchzogenen Bilder Tàpies’ scheinen aus dem Kontext der heutigen Zeit herausgelöst zu sein. Sie besitzen eine seltsame Würde und Gelassenheit und suggerieren eine positive Reaktion auf die Rätsel des Universums, von denen wir wissen, dass sie trotz Kernspaltung, Raumfahrt, Gentechnik und Zukunftsprognosen unlösbar sind. Tàpies schafft „Gegenbilder“. Es sind die Antworten eines denkenden Künstlers, einerseits auf die Rastlosigkeit und Hightech-Euphorie, unter der wir leiden und von der wir wissen, dass sie unsere Zukunft ist, und andererseits auf die permanent lauernde Bedrohung durch das Nichts.
K. Ruhrberg, M. Schneckenburger, C. Fricke, K. Honnef, I. F. Wahlter (Hrsg.), Kunst des 20. Jahrhunderts, Taschen, 2012, S. 261

Experte: Alessandro Rizzi Alessandro Rizzi
+39-02-303 52 41

alessandro.rizzi@dorotheum.it

23.05.2024 - 18:00

Schätzwert:
EUR 250.000,- bis EUR 350.000,-

Antoni Tàpies *


(Barcelona 1923–2012)
Relief rouge sur fond noir, 1961, rückseitig signiert, datiert, Mischtechnik (Öl und Sand) auf Leinwand, 114 x 146 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Stadler, Paris
Galerie Burén, Stockholm
Thomas Segal Gallery, Boston (rückseitig Etikett)
Europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Hannover, Antoni Tàpies, Kestner-Gesellschaft, 14. Februar - 1. April 1962, Ausst.-Kat. S. 36, Nr. 84 mit Abb.
Zürich, Antoni Tàpies, Kunsthaus, 29. April - 3. Juni 1962, Ausst.-Kat. S. 37, Nr. 86 mit Abb.
Verona, Dadaismo Dadaismi, da Duchamp a Warhol, Palazzo Forti, 18. Juli - 9. November 1997 (rückseitiges Etikett), Ausst.-Kat. S. 152, Nr. 139, mit Abb.

Literatur:
G. Gatt (Hrsg.), Antoni Tàpies, Cappelli Editore, Bologna 1967 , Taf. 127 (s/w)
A. Agustí (Hrsg.), Tàpies, Catalogue Raisonné, Bd. II, 1961–1968, Könemann, Köln 1999, S. 33, Nr. 941 mit Abb.

Mit seinen Bildlandschaften erschafft Tàpies seine ganz persönliche Realität – in seinen Werke entsteht eine formale Spannung aus dem Kontrast zwischen leeren, stillen Räumen und geformten Konfigurationen, zwischen Positiv und Negativ, zwischen Projektionen und Vertiefungen, zwischen Zufall und Ordnung, Freiheit und Kontrolle.
Einige Werke des Künstlers erinnern an bröckelnde Mauern mit rätselhaften Markierungen, die wiederum assyrischen oder ägyptischen Piktogrammen ähneln, die sich einer rationalen Erklärung entziehen und dennoch von einem Leben in einer fernen Vergangenheit zu zeugen scheinen. Andere zeigen urzeitliche Landschaften, versunkene Kontinente, Grundrisse vergrabener Festungsanlagen, Krater und Sanddünen, die vom Wind aus dem Meer geweht wurden.
Es sind nicht metaphysische, sondern tellurische Landschaften, die sehr irdisch sind, da sie weit in die Vergangenheit zurückreichen und auf Formen der Präexistenz auf unserem Planeten verweisen. Die oft dunklen, düsteren, scheinbar monochromen, aber in Wirklichkeit von einer außerordentlich subtilen Farbpalette durchzogenen Bilder Tàpies’ scheinen aus dem Kontext der heutigen Zeit herausgelöst zu sein. Sie besitzen eine seltsame Würde und Gelassenheit und suggerieren eine positive Reaktion auf die Rätsel des Universums, von denen wir wissen, dass sie trotz Kernspaltung, Raumfahrt, Gentechnik und Zukunftsprognosen unlösbar sind. Tàpies schafft „Gegenbilder“. Es sind die Antworten eines denkenden Künstlers, einerseits auf die Rastlosigkeit und Hightech-Euphorie, unter der wir leiden und von der wir wissen, dass sie unsere Zukunft ist, und andererseits auf die permanent lauernde Bedrohung durch das Nichts.
K. Ruhrberg, M. Schneckenburger, C. Fricke, K. Honnef, I. F. Wahlter (Hrsg.), Kunst des 20. Jahrhunderts, Taschen, 2012, S. 261

Experte: Alessandro Rizzi Alessandro Rizzi
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Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 23.05.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.05. - 23.05.2024