Lot Nr. 278


Giacinto Gimignani


Giacinto Gimignani - Alte Meister

(Pistoia 1606–1681 Rom)
Polyphem und Galatea,
bezeichnet links unten: IN Poussin.,
Öl auf Leinwand, 124,5 x 149,5 cm, gerahmt

Wir danken Ursula Verena Fischer Pace, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung. Sie möchte das vorliegende Gemälde in ihre in Vorbereitung befindliche erweiterte Auflage ihrer Monografie über den Künstler aufnehmen.

Dargestellt ist hier eine Episode aus Ovids Metamorphosen, in der sich der Zyklop Polyphem in die schöne Meeresnymphe Galatea verliebt, sie aber an den jungen Acis verliert. Aus Wut schleudert er einen Felsen auf ihn. Das Bild zeigt jenen Augenblick, in dem der Zyklop der Verliebtheit anheim fällt. Galatea nähert sich dem Riesen auf ihrem Muschelwagen. Polyphem ist auf einem Felsen sitzend dargestellt; mit seinem Flötenspiel versucht er, Galatea für sich zu gewinnen.

Gimignani stellte häufig mythologische Themen dar, die er mit Feinheit und Raffinesse wiedergab und sich dabei häufig an den Götterlieben der Carracci in der Galleria Farnese in Rom orientierte. Wie das vorliegende Gemälde zeigt, war er weniger am Drama der Geschichte interessiert, sondern vielmehr am Gegensatz zwischen dem ideal modellierten Körper des weiblichen Akts und dem des groben nackten Riesen, der hier in einer Meereslandschaft mit gekräuselten Wellen und Vegetation im Vordergrund zu sehen ist.

Die Bezeichnung verweist auf Gimignanis höchst eigenwillige Auslegung des klassizistischen Stils der römischen Malerei des Seicento, die seinen französischen Zeitgenossen näher war als dem Hochbarock Bernins und Giovanni Battista Gaullis. Die deutliche Zurückweisung einer cortonesken Ausrichtung, die man schon am Beginn von Gimignanis Laufbahn beobachten konnte, geht mit einer subtileren und stärker nuancierten Farbigkeit einher. Das vorliegende Gemälde scheint am ehesten in den frühen 1650er-Jahren in Florenz ausgeführt worden zu sein.

Das nach dem Tod des Künstlers erstellte Nachlassinventar seines Haushalts in der Via Felice in Rom verzeichnet mehrere Gemälde verwandten Bildinhalts (siehe U. V. Fischer, Giacinto Gimignani [1606–1681]. Eine Studie zur römischen Malerei des Seicentos, Dissertation, Freiburg 1973).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

09.06.2020 - 16:00

Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Giacinto Gimignani


(Pistoia 1606–1681 Rom)
Polyphem und Galatea,
bezeichnet links unten: IN Poussin.,
Öl auf Leinwand, 124,5 x 149,5 cm, gerahmt

Wir danken Ursula Verena Fischer Pace, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung. Sie möchte das vorliegende Gemälde in ihre in Vorbereitung befindliche erweiterte Auflage ihrer Monografie über den Künstler aufnehmen.

Dargestellt ist hier eine Episode aus Ovids Metamorphosen, in der sich der Zyklop Polyphem in die schöne Meeresnymphe Galatea verliebt, sie aber an den jungen Acis verliert. Aus Wut schleudert er einen Felsen auf ihn. Das Bild zeigt jenen Augenblick, in dem der Zyklop der Verliebtheit anheim fällt. Galatea nähert sich dem Riesen auf ihrem Muschelwagen. Polyphem ist auf einem Felsen sitzend dargestellt; mit seinem Flötenspiel versucht er, Galatea für sich zu gewinnen.

Gimignani stellte häufig mythologische Themen dar, die er mit Feinheit und Raffinesse wiedergab und sich dabei häufig an den Götterlieben der Carracci in der Galleria Farnese in Rom orientierte. Wie das vorliegende Gemälde zeigt, war er weniger am Drama der Geschichte interessiert, sondern vielmehr am Gegensatz zwischen dem ideal modellierten Körper des weiblichen Akts und dem des groben nackten Riesen, der hier in einer Meereslandschaft mit gekräuselten Wellen und Vegetation im Vordergrund zu sehen ist.

Die Bezeichnung verweist auf Gimignanis höchst eigenwillige Auslegung des klassizistischen Stils der römischen Malerei des Seicento, die seinen französischen Zeitgenossen näher war als dem Hochbarock Bernins und Giovanni Battista Gaullis. Die deutliche Zurückweisung einer cortonesken Ausrichtung, die man schon am Beginn von Gimignanis Laufbahn beobachten konnte, geht mit einer subtileren und stärker nuancierten Farbigkeit einher. Das vorliegende Gemälde scheint am ehesten in den frühen 1650er-Jahren in Florenz ausgeführt worden zu sein.

Das nach dem Tod des Künstlers erstellte Nachlassinventar seines Haushalts in der Via Felice in Rom verzeichnet mehrere Gemälde verwandten Bildinhalts (siehe U. V. Fischer, Giacinto Gimignani [1606–1681]. Eine Studie zur römischen Malerei des Seicentos, Dissertation, Freiburg 1973).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.06.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 02.06. - 09.06.2020