Lot Nr. 87


Lionello Spada


(Bologna 1576–1622 Parma)
Die Gottesmutter lehrt dem Jesuskind das Lesen,
Öl auf Leinwand, 116,5 x 104 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Wir danken Emilio Negro und Nicosetta Roio, die die Zuschreibung auf Grundlage einer Fotografie bestätigt haben, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des Lots.

Dieses Werk nimmt Bezug auf eine Komposition, die Spada in zwei weiteren Beispielen einer Heiligen Familie mit der Madonna, die dem Jesuskind das Lesen lehrt, verwendet hat, eines davon in der Sammlung Koelliker (siehe N. Roio, Bartolomeo Schedoni e Leonello Spada: alcune opere sconosciute di due „caravaggisti“ padani, in: Valori Tattili, 1, 2013, S. 56f., 64, Anm. 20, S. 60, Abb. 16G; G. Papi [Hrsg.], La „Schola“ del Caravaggio. Dipinti della Collezione Koelliker, Mailand 2006, S. 190, Kat.-Nr. 54); das andere in einer Privatsammlung und davor im Dorotheum (Auktion, 30. April 2019, Lot 398). Es existiert auch eine verkleinerte Variante der vorliegenden Komposition im Museo Civico di Modena (Inv.-Nr. 216).

Das Vorhandensein mehrerer eigenhändiger Fassungen dieses Bildthemas – im vorliegenden Fall ohne den heiligen Josef – zeigt den Erfolg dieser Komposition, die das Thema der Heiligen Jungfrau zum Inhalt hat, die dem jungen Christusknaben, der kein Säugling mehr ist, im Lesen unterweist.

Das vorliegende Gemälde stellt die heilige Szene in einem schmucklosen häuslichen Ambiente dar und sorgt so dafür, dass das narrative Zentrum von Gottesmutter und Kind gebildet wird. Letzteres blickt zärtlich zur lesenden Mutter auf, die das Buch auf ein Sims stützt, auf dem der Säugling zu sitzen gekommen ist. Dieses Gemälde datiert zusammen mit den beiden anderen Versionen aus der Reifezeit des Künstlers, als er sich in Parma aufhielt. Werke aus dieser Schaffensphase Lionello Spadas zeichnen sich durch bestimmte Merkmale aus: die großzügigen Formen der Figuren, eine warme Farbpalette und eine ganz eigene Art der Darstellung von Faltenwürfen mit starken Licht- und Schattenkontrasten vor einem neutralen Hintergrund. Zu den Werken aus derselben Periode, mit denen das vorliegende Gemälde verglichen werden kann, gehören die Salome mit dem Haupt des heiligen Johannes des Täufers in einer Privatsammlung und die Kreuzabnahme, die sich einst im Palazzo Chigi in Rom befand (siehe Roio 2013, Abb. 15, 17).

Lionello Spada stammte aus bescheidenen Verhältnissen, konnte jedoch dank seiner Fähigkeiten den Status eines unabhängigen Malers erlangen und arbeitete unter der Protektion von Mäzenen höchsten Ranges, darunter die Kardinäle Maffeo Barberini und Alessandro d’Este. Während seiner letzten Jahre lebte er in Parma und stand im Dienst von Herzog Ranuccio Farnese. Seine reifen Werke, vor allem die der mittleren Jahre, sind geprägt von den Einflüssen Caravaggios und seiner Nachfolger Giovanni Baglione und Bartolomeo Manfredi sowie von der stilistischen Prägung, die er in seiner Jugend unter dem Eindruck der künstlerischen Entwicklungen in Bologna insbesondere in der Werkstatt der Carracci erfuhr.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 20.800,-
Schätzwert:
EUR 8.000,- bis EUR 12.000,-

Lionello Spada


(Bologna 1576–1622 Parma)
Die Gottesmutter lehrt dem Jesuskind das Lesen,
Öl auf Leinwand, 116,5 x 104 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Wir danken Emilio Negro und Nicosetta Roio, die die Zuschreibung auf Grundlage einer Fotografie bestätigt haben, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des Lots.

Dieses Werk nimmt Bezug auf eine Komposition, die Spada in zwei weiteren Beispielen einer Heiligen Familie mit der Madonna, die dem Jesuskind das Lesen lehrt, verwendet hat, eines davon in der Sammlung Koelliker (siehe N. Roio, Bartolomeo Schedoni e Leonello Spada: alcune opere sconosciute di due „caravaggisti“ padani, in: Valori Tattili, 1, 2013, S. 56f., 64, Anm. 20, S. 60, Abb. 16G; G. Papi [Hrsg.], La „Schola“ del Caravaggio. Dipinti della Collezione Koelliker, Mailand 2006, S. 190, Kat.-Nr. 54); das andere in einer Privatsammlung und davor im Dorotheum (Auktion, 30. April 2019, Lot 398). Es existiert auch eine verkleinerte Variante der vorliegenden Komposition im Museo Civico di Modena (Inv.-Nr. 216).

Das Vorhandensein mehrerer eigenhändiger Fassungen dieses Bildthemas – im vorliegenden Fall ohne den heiligen Josef – zeigt den Erfolg dieser Komposition, die das Thema der Heiligen Jungfrau zum Inhalt hat, die dem jungen Christusknaben, der kein Säugling mehr ist, im Lesen unterweist.

Das vorliegende Gemälde stellt die heilige Szene in einem schmucklosen häuslichen Ambiente dar und sorgt so dafür, dass das narrative Zentrum von Gottesmutter und Kind gebildet wird. Letzteres blickt zärtlich zur lesenden Mutter auf, die das Buch auf ein Sims stützt, auf dem der Säugling zu sitzen gekommen ist. Dieses Gemälde datiert zusammen mit den beiden anderen Versionen aus der Reifezeit des Künstlers, als er sich in Parma aufhielt. Werke aus dieser Schaffensphase Lionello Spadas zeichnen sich durch bestimmte Merkmale aus: die großzügigen Formen der Figuren, eine warme Farbpalette und eine ganz eigene Art der Darstellung von Faltenwürfen mit starken Licht- und Schattenkontrasten vor einem neutralen Hintergrund. Zu den Werken aus derselben Periode, mit denen das vorliegende Gemälde verglichen werden kann, gehören die Salome mit dem Haupt des heiligen Johannes des Täufers in einer Privatsammlung und die Kreuzabnahme, die sich einst im Palazzo Chigi in Rom befand (siehe Roio 2013, Abb. 15, 17).

Lionello Spada stammte aus bescheidenen Verhältnissen, konnte jedoch dank seiner Fähigkeiten den Status eines unabhängigen Malers erlangen und arbeitete unter der Protektion von Mäzenen höchsten Ranges, darunter die Kardinäle Maffeo Barberini und Alessandro d’Este. Während seiner letzten Jahre lebte er in Parma und stand im Dienst von Herzog Ranuccio Farnese. Seine reifen Werke, vor allem die der mittleren Jahre, sind geprägt von den Einflüssen Caravaggios und seiner Nachfolger Giovanni Baglione und Bartolomeo Manfredi sowie von der stilistischen Prägung, die er in seiner Jugend unter dem Eindruck der künstlerischen Entwicklungen in Bologna insbesondere in der Werkstatt der Carracci erfuhr.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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