Lot Nr. 550


Anton Romako


(Atzgersdorf 1832–1889 Wien)
Junger italienischer Schafhirt mit Hund, signiert A. Romako a Roma, Öl auf Leinwand, 100 x 65 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Giuseppe Bossi (1810-1891), Wien;
Dessen Auktion, Galerie H. O. Miethke, Wien, 15. Dezember 1885, Los 142;
Privatsammlung Südtirol, bis 1926;
Sammlung Alois (1877–1956) und Josefine Glingar (1877–1963), Wien;
deren Erben – Privatsammlung, Wien.

Ausgestellt:
Künstlerhaus Wien, Achtzig Jahre Künstlerhaus, 1948;
Wien, Österreichische Galerie Belvedere, Wien, Anton Romako, Gedächtnisausstellung, 25. März - 14. Mai 1950, Nr. 49;
Leopold Museum Wien, Anton Romako. Beginn der Moderne, 6. April - 18. Juni 2018, Abb. S. 83.

Abgebildet und verzeichnet in:
Fritz Novotny, Der Maler Anton Romako, Wien 1954, S. 88, Nr. 195, S. 22, Abb. 9;
Cornelia Reiter, Anton Romako. Pionier und Außenseiter der Malerei des 19. Jahrhunderts. Monografie mit Werkverzeichnis, Wien 2010, S. 186, WVZ-Nr. 326.

Das Bild des jungen Schafhirten malte Anton Romako gegen Ende seiner Jahre in Rom in den frühen 1870er Jahren. Es ist zweifellos eines der Hauptwerke dieser Phase und markiert zusammen mit dem bekannten „Fischerkind“ im Belvedere auch dessen Ende. Die wirtschaftliche wie private Situation des Malers hatte sich bereits begonnen dramatisch zu verschlechtern, dazu kam die wachsende politische Instabilität in Italien. Romakos Antwort darauf war nicht ein malerischer Konformismus sondern eine neue Bildsprache, in der das psychologisierende Element große Bedeutung erlangt.

Der Schafhirte ist das Porträt eines jungen, von Leben strotzenden Hirten, in einer Pose und Größe, wie es traditionell nur für Porträts des Adels üblich war. Ihm zur Seite steht ein Hund, auch das ein typisches Attribut des adeligen Herren, Symbol für Treue und Macht. 1873 war Romako auf Einladung von Henry Francis Lord Makins auf dessen Landsitz nach London gereist, wo er u.a. die englische Porträtkunst eines Thomas Gainsborough studieren konnte. Seine Kunst übte einen nachhaltigen Einfluss auf Romako aus, inhaltlich aber beschritt er in einer für damals befremdlichen Weise neue Wege. Mit seiner Kunst adelte er den einfachen, unbekannten Hirtenjungen und verlieh ihm Individualität und Größe. Statt einem Mantel aus Samt oder Seide zeichnet ein lässig über die Schulter hängendes Schaffell selbstbewusst seinen Stand aus. Unzählige, in wilder Gestik aufgetragene Pinselstriche erfassen die weiche wie raue Stofflichkeit des Fells – im Gegensatz zur fast samtenen Glätte der braunen Haut. Der aufmerksame Blick des jungen Mannes geht zur Seite, das hörbare Hecheln des Hundes sowie die ihn zurückhaltende Hand vermitteln Anspannung, Konzentration und Autorität. In der Ambivalenz von individueller Charakterisierung und Repräsentanz eines Standes gelingt hier Romako ein fantastisches Porträt voll psychologisierender Details und malerischer Raffinessen.

Expertin: Dr. Marianne Hussl-Hörmann Dr. Marianne Hussl-Hörmann
+43-1-515 60-765

marianne.hussl-hoermann@dorotheum.at

25.04.2024 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 117.000,-
Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 100.000,-

Anton Romako


(Atzgersdorf 1832–1889 Wien)
Junger italienischer Schafhirt mit Hund, signiert A. Romako a Roma, Öl auf Leinwand, 100 x 65 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Giuseppe Bossi (1810-1891), Wien;
Dessen Auktion, Galerie H. O. Miethke, Wien, 15. Dezember 1885, Los 142;
Privatsammlung Südtirol, bis 1926;
Sammlung Alois (1877–1956) und Josefine Glingar (1877–1963), Wien;
deren Erben – Privatsammlung, Wien.

Ausgestellt:
Künstlerhaus Wien, Achtzig Jahre Künstlerhaus, 1948;
Wien, Österreichische Galerie Belvedere, Wien, Anton Romako, Gedächtnisausstellung, 25. März - 14. Mai 1950, Nr. 49;
Leopold Museum Wien, Anton Romako. Beginn der Moderne, 6. April - 18. Juni 2018, Abb. S. 83.

Abgebildet und verzeichnet in:
Fritz Novotny, Der Maler Anton Romako, Wien 1954, S. 88, Nr. 195, S. 22, Abb. 9;
Cornelia Reiter, Anton Romako. Pionier und Außenseiter der Malerei des 19. Jahrhunderts. Monografie mit Werkverzeichnis, Wien 2010, S. 186, WVZ-Nr. 326.

Das Bild des jungen Schafhirten malte Anton Romako gegen Ende seiner Jahre in Rom in den frühen 1870er Jahren. Es ist zweifellos eines der Hauptwerke dieser Phase und markiert zusammen mit dem bekannten „Fischerkind“ im Belvedere auch dessen Ende. Die wirtschaftliche wie private Situation des Malers hatte sich bereits begonnen dramatisch zu verschlechtern, dazu kam die wachsende politische Instabilität in Italien. Romakos Antwort darauf war nicht ein malerischer Konformismus sondern eine neue Bildsprache, in der das psychologisierende Element große Bedeutung erlangt.

Der Schafhirte ist das Porträt eines jungen, von Leben strotzenden Hirten, in einer Pose und Größe, wie es traditionell nur für Porträts des Adels üblich war. Ihm zur Seite steht ein Hund, auch das ein typisches Attribut des adeligen Herren, Symbol für Treue und Macht. 1873 war Romako auf Einladung von Henry Francis Lord Makins auf dessen Landsitz nach London gereist, wo er u.a. die englische Porträtkunst eines Thomas Gainsborough studieren konnte. Seine Kunst übte einen nachhaltigen Einfluss auf Romako aus, inhaltlich aber beschritt er in einer für damals befremdlichen Weise neue Wege. Mit seiner Kunst adelte er den einfachen, unbekannten Hirtenjungen und verlieh ihm Individualität und Größe. Statt einem Mantel aus Samt oder Seide zeichnet ein lässig über die Schulter hängendes Schaffell selbstbewusst seinen Stand aus. Unzählige, in wilder Gestik aufgetragene Pinselstriche erfassen die weiche wie raue Stofflichkeit des Fells – im Gegensatz zur fast samtenen Glätte der braunen Haut. Der aufmerksame Blick des jungen Mannes geht zur Seite, das hörbare Hecheln des Hundes sowie die ihn zurückhaltende Hand vermitteln Anspannung, Konzentration und Autorität. In der Ambivalenz von individueller Charakterisierung und Repräsentanz eines Standes gelingt hier Romako ein fantastisches Porträt voll psychologisierender Details und malerischer Raffinessen.

Expertin: Dr. Marianne Hussl-Hörmann Dr. Marianne Hussl-Hörmann
+43-1-515 60-765

marianne.hussl-hoermann@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.04.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. - 25.04.2024


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.