Lot Nr. 261 -


Tom Wesselmann


(Cincinnati 1931–2004 New York)
Smoking Cigarette II (Malerei), rücks. signiert und datiert Wesselmann 80, Acryl auf geformter Holzfaserplatte, 99 x 173 cm, auf Karton, gerahmt

Provenienz:
Nachlass des Künstlers
dort im Jahr 2008 vom heutigen Besitzer erworben

Ausgestellt:
New York, New Sculpture and Paintings by Tom Wesselmann, Sidney Janis Gallery, 6. November – 6. Dezember 1980, Ausst.-Kat. Nr. 9 ohne Abb. (rückseitig Etikett)

Wir danken Brian Kenny, The Tom Wesselmann Estate, New York,
für die Bestätigung der Registrierung dieses Werkes.

Tom Wesselmann gilt als einer der führenden Vertreter der amerikanischen Pop Art der 1960er Jahre, distanzierte sich jedoch selbst von dieser Zuschreibung, da es ihm weniger um eine Kritik an der Konsumkultur sondern vielmehr um die visuelle Kraft der Farben und Formen ging. 1985 schrieb er: “Die Hauptaufgabe meiner Kunst war von Anfang an – und ist es auch noch immer – die figurative Kunst genauso spannend wie die abstrakte Kunst zu gestalten. Ich glaube, ich habe es geschafft, aber es gibt noch viel zu erreichen.“

Smoking Cigarette #2 zeigt im buchstäblichen Sinn das Konzentrat eines Stücks stillgehaltenen Lebens: eine brennende Zigarette mit aufsteigendem Rauch. Dem charakteristischen Stil Wesselmanns entsprechend wird sie in einem radikal vergrößerten Maßstab und reduziert auf den elementaren Gegenstand in der Fläche wiedergegeben, wobei die markanten Formen mit klaren Umrissen und als bunte Farbflächen herausgearbeitet sind.

Die rauchende Zigarette ist im Oeuvre Wesselmanns ein wiederkehrendes und oft variiertes Motiv, welches er sowohl isoliert als auch in Kombination mit einem perfekt geschminkten Mund und lasziv geöffneten Lippen umgesetzt hat. Zeitlich parallel zur vorliegenden Bildtafel entstand auch eine plastische Umsetzung, die zu den ersten, seit Ende der 1970er Jahre entstandenen Skulpturen Wesselmanns zählt. Wie nahezu alle Motive Wesselmanns fungiert auch die rauchende Zigarette als offensichtliches Symbol für die amerikanische Gesellschaft. Als gigantisch vergrößertes Werbeklischee verkörpert sie nahezu idealtypisch die zeitgenössische Konsumästhetik. Auffallend in diesem Zusammenhang ist allerdings, dass Wesselmann seiner seit 1965 vollzogenen Praxis entsprechend den Markennamen weggelassen hat und nicht zuletzt dadurch dem Sujet einen überzeitlichen und emblematischen Charakter verleiht.

„Alles in der Kunst Tom Wesselmanns ist was es ist, nicht mehr und nicht weniger. Mehr noch als die meisten seiner Pop-Art Kollegen hat er sich, wie es in einem Pop Song der 60er Jahre heißt, dem ‚tell it like it is‘, verschrieben. (...) Fast ausnahmslos sprechen Wesselmanns Bilder das Lustprinzip in uns an und erzeugen durch die Verbindung von bestimmten Formen, Texturen und Farben einen besonderen, inneren Genuß. Die Auswahl des Motivs ist nur eine der Möglichkeiten des Künstlers, um Gefühle des Begehrens bis hin zur erfüllten Befriedigung zu vermitteln. Selbst wenn wir, wie der Künstler auch, Nichtraucher sind, können wir dennoch verstehen, daß eine Zigarette für andere eine ebenso intensive Art der oralen Befriedigung darstellt, wie gesündere Arten der Erquickung.“
Marco Livingstone, „Telling it like it is“, in: Tom Wesselmann 1959-1993, Ausst.-Kat. Kunsthalle Tübingen, Stuttgart: Ed. Cantz, 1994, S. 15

31.05.2017 - 19:00

Schätzwert:
EUR 380.000,- bis EUR 480.000,-

Tom Wesselmann


(Cincinnati 1931–2004 New York)
Smoking Cigarette II (Malerei), rücks. signiert und datiert Wesselmann 80, Acryl auf geformter Holzfaserplatte, 99 x 173 cm, auf Karton, gerahmt

Provenienz:
Nachlass des Künstlers
dort im Jahr 2008 vom heutigen Besitzer erworben

Ausgestellt:
New York, New Sculpture and Paintings by Tom Wesselmann, Sidney Janis Gallery, 6. November – 6. Dezember 1980, Ausst.-Kat. Nr. 9 ohne Abb. (rückseitig Etikett)

Wir danken Brian Kenny, The Tom Wesselmann Estate, New York,
für die Bestätigung der Registrierung dieses Werkes.

Tom Wesselmann gilt als einer der führenden Vertreter der amerikanischen Pop Art der 1960er Jahre, distanzierte sich jedoch selbst von dieser Zuschreibung, da es ihm weniger um eine Kritik an der Konsumkultur sondern vielmehr um die visuelle Kraft der Farben und Formen ging. 1985 schrieb er: “Die Hauptaufgabe meiner Kunst war von Anfang an – und ist es auch noch immer – die figurative Kunst genauso spannend wie die abstrakte Kunst zu gestalten. Ich glaube, ich habe es geschafft, aber es gibt noch viel zu erreichen.“

Smoking Cigarette #2 zeigt im buchstäblichen Sinn das Konzentrat eines Stücks stillgehaltenen Lebens: eine brennende Zigarette mit aufsteigendem Rauch. Dem charakteristischen Stil Wesselmanns entsprechend wird sie in einem radikal vergrößerten Maßstab und reduziert auf den elementaren Gegenstand in der Fläche wiedergegeben, wobei die markanten Formen mit klaren Umrissen und als bunte Farbflächen herausgearbeitet sind.

Die rauchende Zigarette ist im Oeuvre Wesselmanns ein wiederkehrendes und oft variiertes Motiv, welches er sowohl isoliert als auch in Kombination mit einem perfekt geschminkten Mund und lasziv geöffneten Lippen umgesetzt hat. Zeitlich parallel zur vorliegenden Bildtafel entstand auch eine plastische Umsetzung, die zu den ersten, seit Ende der 1970er Jahre entstandenen Skulpturen Wesselmanns zählt. Wie nahezu alle Motive Wesselmanns fungiert auch die rauchende Zigarette als offensichtliches Symbol für die amerikanische Gesellschaft. Als gigantisch vergrößertes Werbeklischee verkörpert sie nahezu idealtypisch die zeitgenössische Konsumästhetik. Auffallend in diesem Zusammenhang ist allerdings, dass Wesselmann seiner seit 1965 vollzogenen Praxis entsprechend den Markennamen weggelassen hat und nicht zuletzt dadurch dem Sujet einen überzeitlichen und emblematischen Charakter verleiht.

„Alles in der Kunst Tom Wesselmanns ist was es ist, nicht mehr und nicht weniger. Mehr noch als die meisten seiner Pop-Art Kollegen hat er sich, wie es in einem Pop Song der 60er Jahre heißt, dem ‚tell it like it is‘, verschrieben. (...) Fast ausnahmslos sprechen Wesselmanns Bilder das Lustprinzip in uns an und erzeugen durch die Verbindung von bestimmten Formen, Texturen und Farben einen besonderen, inneren Genuß. Die Auswahl des Motivs ist nur eine der Möglichkeiten des Künstlers, um Gefühle des Begehrens bis hin zur erfüllten Befriedigung zu vermitteln. Selbst wenn wir, wie der Künstler auch, Nichtraucher sind, können wir dennoch verstehen, daß eine Zigarette für andere eine ebenso intensive Art der oralen Befriedigung darstellt, wie gesündere Arten der Erquickung.“
Marco Livingstone, „Telling it like it is“, in: Tom Wesselmann 1959-1993, Ausst.-Kat. Kunsthalle Tübingen, Stuttgart: Ed. Cantz, 1994, S. 15


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 31.05.2017 - 19:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 20.05. - 31.05.2017