Lot No. 27


Bedeutende Kratervase mit Vedute des Kreuzbergdenkmals und Berlins, Spangenberg nach Hintze um 1830–50,


Porzellan, farbiger Aufglasurdekor und Goldfond, auf der Schauseite Reserve mit der Ansicht des Kreuzbergdenkmals und der Stadt Berlins nach einem Gemälde von Johann Heinrich Hintze, signiert „Spangenberg pinx” Johann Friedrich Spangenberg, Variation des Medici Kraters mit Bügelhenkeln über Maskarons, glanzgoldener Fond mit mattgoldenen Bauch, Henkeln und Nodus, Rahmung der Reserve mit goldradierten Eichenlaub dekoriert und unten mittig bezeichnet „Berlin”, Höhe 53 cm, Dm. 29 cm, ungemarkt, kleine Einschlüsse, Vergoldung stellenweise berieben und verkratzt, (GO)

Lit.: Brinkmann, Jens-Uwe: Porzellanmalerei in Göttingen, Göttingen 2000, S. 24–42.

Die Schauseite dieser monumentalen Kratervase zeigt als Hauptmotiv das Kreuzbergdenkmal entworfen von Karl Friedrich Schinkel und die Residenz - stadt Berlin, die sich im Hintergrund in einer weiten Landschaft erstreckt. Als Vorlage für diese qualitätsvolle Porzellanmalerei, die von dem Göttinger Porzellanmaler Johann Friedrich Spangenberg (1810–1886) ausgeführt wurde, diente ein Gemälde des Berliner Architekturmalers Johann Heinrich Hintze von 1829.

Seine Ausbildung erhielt unter anderem bei dem Künstler und Kunsthistoriker Carl Oesterley und war somit auch mit einer intellektuellen Auseinandersetzung mit Kunstgeschichte und Kunsttheorie in einem akademischen Rahmen vertraut. Die von ihm bemalten Porzellane bezog er von den Manufakturen KPM und Fürstenberg oder schlesischen Manufakturen und war seinerzeit der bekannteste und erfolgreichsten Porzellanmaler der Universitätsstadt.

Die Wahl des Motives fügt sich in eine akademische Programmatik einer patriotischen Kunst und bedient sich einer Ikonographie, wie sie unter anderem von dem bekanntesten Architekten Preußens Karl Friedrich Schinkel oder Caspar David Friedrich begründet worden ist. Als Gegenbewegung zu dem imperial-römischen Klassizismus des napoleonischen Frankreichs, dem Empire, denierten Schinkel in seinen Architekturentwürfen und Friedrich in seinen Gemälden die Neugotik, als einen die Vielzahl der deutschen Staaten verbindenden supranationalen Kunststil.

Dieses neue Selbstbewusstsein spiegelt sich zunächst in der schieren Größe der Kratervase aus Porzellan und der aufwändigen und qualitätvollen Dekoration, welche die Fähigkeiten der heimischen Kunstproduktion vor Augen führt. Das Motiv selbst, das neugotische Kreuzbergdenkmals, in Gedenken auf den Sieg Preußens in den Befreiungskriegen, fügt sich ebenfalls in diese in Literatur und Kunst vermittelte Geisteshaltung ein. Auch spiegelt sie eine dezidierte Nachfrage für solche Stücke am höschen und bürgerlichen Markt wider. Ein Krater dieser Größe und aufwendigen Porzellanmalerei ist sicherlich auf Bestellung gefertigt worden und diente innerhalb einer Raumausstattung eines Repräsentationsbaus, als ein zentrales und offen sichtliches Bekenntnis zu dieser, die deutschen Staaten verbindenden, patriotischen Begeisterung.

So verbinden sich in diesem bedeutenden Vedutenvase eine dezidierte Kunstfertigkeit in Ausführung und Dekoration und darüber hinaus die programmatische Idee einer nationalen Identität ausgedrückt in einem Geschichtsbewusstsein, in dem ein Kunststil zur politischen Ikonographie wird.

Specialist: M.A. Georg Ottomeyer M.A. Georg Ottomeyer
+43-1-515 60-538

georg.ottomeyer@dorotheum.at

18.12.2023 - 15:13

Starting bid:
EUR 8,000.-

Bedeutende Kratervase mit Vedute des Kreuzbergdenkmals und Berlins, Spangenberg nach Hintze um 1830–50,


Porzellan, farbiger Aufglasurdekor und Goldfond, auf der Schauseite Reserve mit der Ansicht des Kreuzbergdenkmals und der Stadt Berlins nach einem Gemälde von Johann Heinrich Hintze, signiert „Spangenberg pinx” Johann Friedrich Spangenberg, Variation des Medici Kraters mit Bügelhenkeln über Maskarons, glanzgoldener Fond mit mattgoldenen Bauch, Henkeln und Nodus, Rahmung der Reserve mit goldradierten Eichenlaub dekoriert und unten mittig bezeichnet „Berlin”, Höhe 53 cm, Dm. 29 cm, ungemarkt, kleine Einschlüsse, Vergoldung stellenweise berieben und verkratzt, (GO)

Lit.: Brinkmann, Jens-Uwe: Porzellanmalerei in Göttingen, Göttingen 2000, S. 24–42.

Die Schauseite dieser monumentalen Kratervase zeigt als Hauptmotiv das Kreuzbergdenkmal entworfen von Karl Friedrich Schinkel und die Residenz - stadt Berlin, die sich im Hintergrund in einer weiten Landschaft erstreckt. Als Vorlage für diese qualitätsvolle Porzellanmalerei, die von dem Göttinger Porzellanmaler Johann Friedrich Spangenberg (1810–1886) ausgeführt wurde, diente ein Gemälde des Berliner Architekturmalers Johann Heinrich Hintze von 1829.

Seine Ausbildung erhielt unter anderem bei dem Künstler und Kunsthistoriker Carl Oesterley und war somit auch mit einer intellektuellen Auseinandersetzung mit Kunstgeschichte und Kunsttheorie in einem akademischen Rahmen vertraut. Die von ihm bemalten Porzellane bezog er von den Manufakturen KPM und Fürstenberg oder schlesischen Manufakturen und war seinerzeit der bekannteste und erfolgreichsten Porzellanmaler der Universitätsstadt.

Die Wahl des Motives fügt sich in eine akademische Programmatik einer patriotischen Kunst und bedient sich einer Ikonographie, wie sie unter anderem von dem bekanntesten Architekten Preußens Karl Friedrich Schinkel oder Caspar David Friedrich begründet worden ist. Als Gegenbewegung zu dem imperial-römischen Klassizismus des napoleonischen Frankreichs, dem Empire, denierten Schinkel in seinen Architekturentwürfen und Friedrich in seinen Gemälden die Neugotik, als einen die Vielzahl der deutschen Staaten verbindenden supranationalen Kunststil.

Dieses neue Selbstbewusstsein spiegelt sich zunächst in der schieren Größe der Kratervase aus Porzellan und der aufwändigen und qualitätvollen Dekoration, welche die Fähigkeiten der heimischen Kunstproduktion vor Augen führt. Das Motiv selbst, das neugotische Kreuzbergdenkmals, in Gedenken auf den Sieg Preußens in den Befreiungskriegen, fügt sich ebenfalls in diese in Literatur und Kunst vermittelte Geisteshaltung ein. Auch spiegelt sie eine dezidierte Nachfrage für solche Stücke am höschen und bürgerlichen Markt wider. Ein Krater dieser Größe und aufwendigen Porzellanmalerei ist sicherlich auf Bestellung gefertigt worden und diente innerhalb einer Raumausstattung eines Repräsentationsbaus, als ein zentrales und offen sichtliches Bekenntnis zu dieser, die deutschen Staaten verbindenden, patriotischen Begeisterung.

So verbinden sich in diesem bedeutenden Vedutenvase eine dezidierte Kunstfertigkeit in Ausführung und Dekoration und darüber hinaus die programmatische Idee einer nationalen Identität ausgedrückt in einem Geschichtsbewusstsein, in dem ein Kunststil zur politischen Ikonographie wird.

Specialist: M.A. Georg Ottomeyer M.A. Georg Ottomeyer
+43-1-515 60-538

georg.ottomeyer@dorotheum.at


Buyers hotline Mon.-Fri.: 9.00am - 6.00pm
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auction: The Otto v. Mitzlaff Collection
Auction type: Online auction
Date: 18.12.2023 - 15:13
Location: Wien | Palais Dorotheum
Exhibition: 07.12 - 14.12.2023