Lotto No. 10


Berchtold, Leopold,


Berchtold, Leopold, - Autografi, manoscritti, atti

Graf, Politiker, Außenminister zur Zeit des Ausbruchs des Ersten Weltkrieg, 1863 - 1942. E. B. m. U., Peresznye, 17. 12. 1933, 2 S., gepr. Briefkopf, 4to.

Interessanter Brief an den deutschen Schriftsteller Hans Roger Madol, wohl im Zusammenhang mit dessen 1933 erschienenem Buch "Gespräche mit Verantwortlichen". Berchtold beschreibt hier prägnant seine Sicht auf seine Rolle in der Julikrise, die zum Ausbruch des Weltkriegs führte: "Das mir freundlichst zugesandte Schreiben des einstmaligen Gesandten Jovan Jovanovitch habe ich eingesehen und kann demgegenüber nur feststellen und erneut versichern, daß der Gedanke an einen Krieg mit Serbien mir persönlich ferngelegen ist, als ich die Schreckensnachricht aus Sarajewo erhielt. Erst als am 29. Juli mehrere Telegramme einliefen, die die weitere Verzweigung des Komplottes und dessen kausale Verbindung mit Belgrad meldeten, begann ein schärferer Wind am Ballhausplatz zu wehen und eine Abrechnung mit dem unversöhnlichen Nachbarn sich förmlich aufzudrängen. Es folgten Tage, in welchen die Stimmung auf die Herr Jovanowitch anspielt, vorherrschte, die selbe hielt aber nicht an, und wurde bei schließlicher Redaktion des Ultimatums der oberste Grundsatz beobachtet, daß die zu stellenden Bedingungen annehmbar sein sollten. Graf Tisza hat seine Zustimmung an diese Voraussetzung gebunden und auch ich hatte mir dieselbe zu eigen gemacht. Es würde zu weit führen in eine Diskussion über die einzelnen Punkte der Note einzugehen und möge es genügen festzustellen, dass für uns, nach Anhörung der Rechtssektion des Ministeriums, die Frage ausser Zweifel gestellt war. Was den als Kronzeugen zitierten Freiherrn von Hold-Ferneck anbelangt, erscheint dessen Äusserung völlig belanglos, nachdem es sich hier um kein amtliches Dokument handelt und mir dieses Schriftstück nie vorgelegt worden ist. Von dessen Existenz habe ich viele Jahre später Kenntnis erlangt". Bei Hold-Ferneck handelt es sich um den dem Außenministerium zugeteilten Völkerrechtler und Universitätsprofessor Alexander Freiherr von Hold-Ferneck, (1875 - 1955), der dem Gesandten Alexander Freiherrn von Musulin ein Schreiben vom 15. Juli 1914 zugehen ließ, das Möglichkeiten aufzeigte auch bei vollinhaltlicher Annahme des Ultimatums den Krieg zu erklären. Dieses Schreiben wurde am 26. Juli ad acta gelegt ohne dass es Berchtold vorgelegt worden wäre. Vgl. Das Werk des Untersuchungsausschusses der Verfassungsgebenden Deutschen Nationalversammlung und des Deutschen Reichstages 1919 – 1930, Bd. 11, 1930, S. 489, Anm. 45.    

Esperto: Mag. Andreas Löbbecke Mag. Andreas Löbbecke
+43-1-515 60-389

books@dorotheum.at

30.11.2020 - 15:03

Prezzo realizzato: **
EUR 500,-
Prezzo di partenza:
EUR 500,-

Berchtold, Leopold,


Graf, Politiker, Außenminister zur Zeit des Ausbruchs des Ersten Weltkrieg, 1863 - 1942. E. B. m. U., Peresznye, 17. 12. 1933, 2 S., gepr. Briefkopf, 4to.

Interessanter Brief an den deutschen Schriftsteller Hans Roger Madol, wohl im Zusammenhang mit dessen 1933 erschienenem Buch "Gespräche mit Verantwortlichen". Berchtold beschreibt hier prägnant seine Sicht auf seine Rolle in der Julikrise, die zum Ausbruch des Weltkriegs führte: "Das mir freundlichst zugesandte Schreiben des einstmaligen Gesandten Jovan Jovanovitch habe ich eingesehen und kann demgegenüber nur feststellen und erneut versichern, daß der Gedanke an einen Krieg mit Serbien mir persönlich ferngelegen ist, als ich die Schreckensnachricht aus Sarajewo erhielt. Erst als am 29. Juli mehrere Telegramme einliefen, die die weitere Verzweigung des Komplottes und dessen kausale Verbindung mit Belgrad meldeten, begann ein schärferer Wind am Ballhausplatz zu wehen und eine Abrechnung mit dem unversöhnlichen Nachbarn sich förmlich aufzudrängen. Es folgten Tage, in welchen die Stimmung auf die Herr Jovanowitch anspielt, vorherrschte, die selbe hielt aber nicht an, und wurde bei schließlicher Redaktion des Ultimatums der oberste Grundsatz beobachtet, daß die zu stellenden Bedingungen annehmbar sein sollten. Graf Tisza hat seine Zustimmung an diese Voraussetzung gebunden und auch ich hatte mir dieselbe zu eigen gemacht. Es würde zu weit führen in eine Diskussion über die einzelnen Punkte der Note einzugehen und möge es genügen festzustellen, dass für uns, nach Anhörung der Rechtssektion des Ministeriums, die Frage ausser Zweifel gestellt war. Was den als Kronzeugen zitierten Freiherrn von Hold-Ferneck anbelangt, erscheint dessen Äusserung völlig belanglos, nachdem es sich hier um kein amtliches Dokument handelt und mir dieses Schriftstück nie vorgelegt worden ist. Von dessen Existenz habe ich viele Jahre später Kenntnis erlangt". Bei Hold-Ferneck handelt es sich um den dem Außenministerium zugeteilten Völkerrechtler und Universitätsprofessor Alexander Freiherr von Hold-Ferneck, (1875 - 1955), der dem Gesandten Alexander Freiherrn von Musulin ein Schreiben vom 15. Juli 1914 zugehen ließ, das Möglichkeiten aufzeigte auch bei vollinhaltlicher Annahme des Ultimatums den Krieg zu erklären. Dieses Schreiben wurde am 26. Juli ad acta gelegt ohne dass es Berchtold vorgelegt worden wäre. Vgl. Das Werk des Untersuchungsausschusses der Verfassungsgebenden Deutschen Nationalversammlung und des Deutschen Reichstages 1919 – 1930, Bd. 11, 1930, S. 489, Anm. 45.    

Esperto: Mag. Andreas Löbbecke Mag. Andreas Löbbecke
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Hotline dell'acquirente lun-ven: 10.00 - 17.00
stamps@dorotheum.at

+43 1 515 60 323
Asta: Autografi, manoscritti, atti
Tipo d'asta: Asta online
Data: 30.11.2020 - 15:03
Luogo dell'asta: Wien | Palais Dorotheum
Esposizione: online


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