Lotto No. 325


Paar hochbedeutende Vasen “Kaiser Napoleon I. bei der Jagd in Fontainebleau”, aus kaiserlichem Besitz, Malerei von Jean Louis de Marne (1752–1829), Porzellanmanufaktur Sevres, Frankreich, 1810/11


Porzellan, Form “Cordelier, dritte Größe”, glasiert, gebauchte Wandung mit eingezogenem Fuß, kobaltblauer Fond (Fond beau bleu), in glanz- und mattgold radierte Ornamente und Jagdmotive wie Hundeköpfe, Eichenlaub sowie der Darstellung der Jagdgöttin Diana, teils vor platinfarbenem Grund, in zentralen rechteckigen Reserven jeweils polychrom gemalte szenische Darstellung: Kaiser Napoleon I. von Frankreich mit Gefolge während einer Parforcejagd in Fontainebleau, jeweils signiert: De Marne, betitelt: “Forest de Fontainebleau.” und “Forest et Palais de Fontainebleau”, montiert auf quadratischer Plinthe aus feuervergoldeter Bronze mit Holzkern, Höhen ca. 68,3 und 67,5 cm, unterseitig in Rot gestempelt: M. Imp. le de Sevres 1811/10, ein Kraterrand mit kurzem festem Haarriss (2) (SLS)

Provenienz:
Geschenk Kaiser Napoleon I. an dessen Stieftochter Hortense de Beauharnais, Königin von Holland, 1811; Sammlung Isaac Strauss, Vichy, bis 1860; Privatsammlung, Österreich

Literatur:
Sèvres - Manufacture et Musée Nationaux, Archivnummern: Vj'17, fol. 126 & Vj'18, fol. 136;
R4, 1811; Pb2, 1811; Vu1, fol. 114 v; Vy20, fol. 11 M.;
B. Shifman, Le déjeuner royal des Chasses en porcelaine de Sèvres, décoré par Jean-Francois Robert, 1817-1818, In: Musée du Louvre (Hg.), Revue du Louvre, Paris, Jg. 40 (1990), S. 473ff.;
Chaumelin (Hg.), Tribune Artistique, Marseille, 1860, S. 126;
A. Maze-Sencier, Les fournisseurs de Napoleon Ier et des deux imperatrices…, Paris, 1893, S. 236.


Vorliegendes höchst exquisite Vasenpaar ist in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert. Die hervorragende Qualität der Malerei, die beachtliche Größe, die Seltenheit und nicht zuletzt die bedeutende kaiserliche Provenienz. Aus dem Archiv der Porzellanmanufaktur Sèvres geht hervor, dass Kaiser Napoleon I. (1769-1821) anlässlich der Taufe seines Sohnes Napoleon Franz, König von Rom, des späteren Herzogs von Reichsstadt (1811-1832 Wien) am 2. Juni 1811, eine Reihe von kostbaren Porzellanen an Familienmitglieder und ausgesuchte hochrangige Persönlichkeiten auswählte. Seine Stieftochter Hortense de Beauharnais, Königin von Holland (1783-1837) bedachte er unter anderem mit „2 Vases Cordelier Beau bleu, paint par Demarne“ für insgesamt 10.000 Francs.

Im Zuge der Abrechnung des Males Jean Louis de Marne für die beiden Vasen wurde 1811 im Archiv vermerkt: „Deux vases dite Cordeliere 3e grandeur fond Beau bleu pour deux Cartels de paysage représentant l’un la vue de l’obelisque de fontainebleau et une chasse au Cerf, et l’autre une vue au Palais de fontainebleau et une chasse au bord de la foret“.

Die mit Landschafts- und Jagdszenen geschmückten Porzellane wurden von Napoleon Bonaparte besonders geschätzt. Das königliche bzw. kaiserliche Schloss Fontainebleau mit seinen weiten Wäldern und Parkanlagen stellte hier den traditionell favorisierten Rahmen der höfischen Jagden dar. Hauptausführende Maler für diese Sujets waren Jean Louis de Marne und dessen Schüler Jean-Francois Robert. Die Bildfelder bei vorliegenden Vasen zeigen dementsprechend Napoleon I. zu Pferd während einer höfischen Jagd in den Wäldern von Fontainebleau, einmal am Waldrand mit dem herrschaftlichen Schloss im Hintergrund, das andere mit dem Kaiser bei der Hirschjagd vor dem „Obelisk der Königin Marie-Antoinette“.

Die Form „Cordelier“ wurde in der Manufaktur Sèvres im Jahr 1801 eingeführt, nach einem überarbeiteten Modell aus dem späten 18. Jahrhundert. Diese Vasenform in der dritten Größe (Vase Cordelier 3eme grandeur) erfeute sich unter Kaiser Napoleon I. und den darauffolgenden Jahrzehnten gerade für repräsentative diplomatische Geschenke großer Beliebtheit.

Der französische Maler Jean Louis de Marne (auch: Demarne) wurde 1752 in Brüssel als Sohn eines Offiziers in den Diensten von Franz I. Stephan, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches geboren, bevor er im Alter von 12 Jahren nach Paris kam. Er besuchte die Académie Royale de Peinture et de Sculpture in Paris und wurde von den Werken der großen niederländischen Meister des 17. Jahrhunderts beeinflusst. Für die Kaiserliche Porzellanmanufaktur in Sèvres war de Marne als Porzellanmaler von 1809 bis 1813 tätig. Er starb als Träger der Ehrenlegion 1827 in Paris.

Ein vergleichbares Paar Vasen mit Ansichten gemalt von de Marne aus dem Besitz von Ferdinand III., Großherzog der Toskana (1769-1824) als Geschenk von Napoleon I. befindet sich in den Galerien der Uffizien in Florenz, Palazzo Pitti, Inv.-Nr. Pitti Art Objects 1911 nn. 928-929; eine Vase, gemalt von de Marne wird im Grand Trianon in Versailles, Inv. Nr. T90C; präsentiert; ein weiteres Paar Vasen, ursprünglich für die Salons der Kaiserin, in den Beständen des Palais de Compiègne, Inv.-Nr. C303C und C353C.

Wir danken Delphine Valmalle, Sèvres - Manufacture et Musée Nationaux, für die wissenschaftliche Unterstützung und Bereitstellung von Archivmaterial.

Esperto: MMag. Stefan L. Schnöll MMag. Stefan L. Schnöll
+43-664-8106100

Stefan.schnoell@dorotheum.at

07.11.2023 - 16:36

Prezzo realizzato: **
EUR 97.500,-
Stima:
EUR 80.000,- a EUR 120.000,-
Prezzo di partenza:
EUR 40.000,-

Paar hochbedeutende Vasen “Kaiser Napoleon I. bei der Jagd in Fontainebleau”, aus kaiserlichem Besitz, Malerei von Jean Louis de Marne (1752–1829), Porzellanmanufaktur Sevres, Frankreich, 1810/11


Porzellan, Form “Cordelier, dritte Größe”, glasiert, gebauchte Wandung mit eingezogenem Fuß, kobaltblauer Fond (Fond beau bleu), in glanz- und mattgold radierte Ornamente und Jagdmotive wie Hundeköpfe, Eichenlaub sowie der Darstellung der Jagdgöttin Diana, teils vor platinfarbenem Grund, in zentralen rechteckigen Reserven jeweils polychrom gemalte szenische Darstellung: Kaiser Napoleon I. von Frankreich mit Gefolge während einer Parforcejagd in Fontainebleau, jeweils signiert: De Marne, betitelt: “Forest de Fontainebleau.” und “Forest et Palais de Fontainebleau”, montiert auf quadratischer Plinthe aus feuervergoldeter Bronze mit Holzkern, Höhen ca. 68,3 und 67,5 cm, unterseitig in Rot gestempelt: M. Imp. le de Sevres 1811/10, ein Kraterrand mit kurzem festem Haarriss (2) (SLS)

Provenienz:
Geschenk Kaiser Napoleon I. an dessen Stieftochter Hortense de Beauharnais, Königin von Holland, 1811; Sammlung Isaac Strauss, Vichy, bis 1860; Privatsammlung, Österreich

Literatur:
Sèvres - Manufacture et Musée Nationaux, Archivnummern: Vj'17, fol. 126 & Vj'18, fol. 136;
R4, 1811; Pb2, 1811; Vu1, fol. 114 v; Vy20, fol. 11 M.;
B. Shifman, Le déjeuner royal des Chasses en porcelaine de Sèvres, décoré par Jean-Francois Robert, 1817-1818, In: Musée du Louvre (Hg.), Revue du Louvre, Paris, Jg. 40 (1990), S. 473ff.;
Chaumelin (Hg.), Tribune Artistique, Marseille, 1860, S. 126;
A. Maze-Sencier, Les fournisseurs de Napoleon Ier et des deux imperatrices…, Paris, 1893, S. 236.


Vorliegendes höchst exquisite Vasenpaar ist in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert. Die hervorragende Qualität der Malerei, die beachtliche Größe, die Seltenheit und nicht zuletzt die bedeutende kaiserliche Provenienz. Aus dem Archiv der Porzellanmanufaktur Sèvres geht hervor, dass Kaiser Napoleon I. (1769-1821) anlässlich der Taufe seines Sohnes Napoleon Franz, König von Rom, des späteren Herzogs von Reichsstadt (1811-1832 Wien) am 2. Juni 1811, eine Reihe von kostbaren Porzellanen an Familienmitglieder und ausgesuchte hochrangige Persönlichkeiten auswählte. Seine Stieftochter Hortense de Beauharnais, Königin von Holland (1783-1837) bedachte er unter anderem mit „2 Vases Cordelier Beau bleu, paint par Demarne“ für insgesamt 10.000 Francs.

Im Zuge der Abrechnung des Males Jean Louis de Marne für die beiden Vasen wurde 1811 im Archiv vermerkt: „Deux vases dite Cordeliere 3e grandeur fond Beau bleu pour deux Cartels de paysage représentant l’un la vue de l’obelisque de fontainebleau et une chasse au Cerf, et l’autre une vue au Palais de fontainebleau et une chasse au bord de la foret“.

Die mit Landschafts- und Jagdszenen geschmückten Porzellane wurden von Napoleon Bonaparte besonders geschätzt. Das königliche bzw. kaiserliche Schloss Fontainebleau mit seinen weiten Wäldern und Parkanlagen stellte hier den traditionell favorisierten Rahmen der höfischen Jagden dar. Hauptausführende Maler für diese Sujets waren Jean Louis de Marne und dessen Schüler Jean-Francois Robert. Die Bildfelder bei vorliegenden Vasen zeigen dementsprechend Napoleon I. zu Pferd während einer höfischen Jagd in den Wäldern von Fontainebleau, einmal am Waldrand mit dem herrschaftlichen Schloss im Hintergrund, das andere mit dem Kaiser bei der Hirschjagd vor dem „Obelisk der Königin Marie-Antoinette“.

Die Form „Cordelier“ wurde in der Manufaktur Sèvres im Jahr 1801 eingeführt, nach einem überarbeiteten Modell aus dem späten 18. Jahrhundert. Diese Vasenform in der dritten Größe (Vase Cordelier 3eme grandeur) erfeute sich unter Kaiser Napoleon I. und den darauffolgenden Jahrzehnten gerade für repräsentative diplomatische Geschenke großer Beliebtheit.

Der französische Maler Jean Louis de Marne (auch: Demarne) wurde 1752 in Brüssel als Sohn eines Offiziers in den Diensten von Franz I. Stephan, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches geboren, bevor er im Alter von 12 Jahren nach Paris kam. Er besuchte die Académie Royale de Peinture et de Sculpture in Paris und wurde von den Werken der großen niederländischen Meister des 17. Jahrhunderts beeinflusst. Für die Kaiserliche Porzellanmanufaktur in Sèvres war de Marne als Porzellanmaler von 1809 bis 1813 tätig. Er starb als Träger der Ehrenlegion 1827 in Paris.

Ein vergleichbares Paar Vasen mit Ansichten gemalt von de Marne aus dem Besitz von Ferdinand III., Großherzog der Toskana (1769-1824) als Geschenk von Napoleon I. befindet sich in den Galerien der Uffizien in Florenz, Palazzo Pitti, Inv.-Nr. Pitti Art Objects 1911 nn. 928-929; eine Vase, gemalt von de Marne wird im Grand Trianon in Versailles, Inv. Nr. T90C; präsentiert; ein weiteres Paar Vasen, ursprünglich für die Salons der Kaiserin, in den Beständen des Palais de Compiègne, Inv.-Nr. C303C und C353C.

Wir danken Delphine Valmalle, Sèvres - Manufacture et Musée Nationaux, für die wissenschaftliche Unterstützung und Bereitstellung von Archivmaterial.

Esperto: MMag. Stefan L. Schnöll MMag. Stefan L. Schnöll
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Hotline dell'acquirente lun-ven: 09.00 - 17.00
linz@dorotheum.at

+43 732 773132 74
Asta: Asta autunnale
Tipo d'asta: Asta online
Data: 07.11.2023 - 16:36
Luogo dell'asta: Linz
Esposizione: 27.10. - 07.11.2023


** Prezzo d'acquisto comprensivo di tassa di vendita e IVA

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